Wahrer Forschergeist macht auch auf dem Grund des Marianengrabens im Pazifischen Ozean nicht halt. Mit dem U-Boot geht die Reise tiefer als bisher für möglich gehalten. Es leuchten exotische Meerestiere, die blass an die bunte Wimmelwelt von James Camerons Avatar erinnern. Auch die größte Haiart der Erdgeschichte, ein 20 Meter langer Megalodon, hat in der Meerestiefe die Kleinigkeit von zwei Millionen Jahren überlebt.

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In "The Meg" bahnt sich ein aus der Tiefe aufgetauchter prähistorischer Megalodon-Hai den Weg zur adrett angerichteten Mahlzeit.
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Der Kontrahent des Biests, das aus elf Kilometer Tiefe auftauchen und nebst verwegenen Forschern auch harmlose Strandurlauber attackieren wird, ist Jonas Tyler (Jason Statham). Der Tauchspezialist hat nach einer nicht ganz geglückten Rettungsaktion noch eine Rechnung mit The Meg offen. Trotz aller Zweifel wird er erneut angeheuert, als unter Wasser einiges aus dem Ruder läuft. Er bekommt Gelegenheit, es allen zu zeigen: dem skeptischen Arzt, der an seiner geistigen Gesundheit zweifelt, ebenso wie der Ex-Frau und natürlich dem Untier selbst. Daneben gilt es noch, eine in Mitleidenschaft gezogene Familie im Patchworkverfahren zu flicken.

Blockbuster-Klischees im Schnelldurchlauf

Jon Turteltaubs 150 Millionen Dollar teure Produktion The Meg verleibt sich im Schnelldurchlauf eine Vielzahl von Action-, Science-Fiction- und Horror-Elemente ein, um sie halbverdaut wieder auszuspucken. Einige der gängigsten Formeln des modernen Unterhaltungskinos verdanken sich bekanntlich der Mutter aller Haifischschocker: Steven Spielbergs Sommerhit Der Weiße Hai (Jaws) gilt als das trojanisches Pferd, das 1975 das Ende der New-Hollywood-Ära einleitete und ein bis heute dominantes Blockbustermodell etablierte. Das betrifft die Vermarktungsstrategien ebenso wie das Festhalten an konservativen Figurenkonstellationen, in denen stets der weiße Mann die Oberhand behält.

Extended Trailer zu "The Meg".
FilmSelect Trailer

Wo Der Weiße Hai aber virtuos mit Urängsten spielte, beschränkt sich The Meg auf das digitale Hochjazzen seiner Versatzstücke. Fast zur Gänze auf der Strecke bleiben das Unheimliche, der Suspense. Die beworbenen Schocks fallen in ihrer Berechenbarkeit überaus milde aus.

Ein paar hübsche Einfälle wie einen aus der Vogelperspektive gefilmten Haiangriff, bei dem die potenziellen Opfer wie bunte Zuckerln im Meer schwimmen, gibt es aber doch. Fast alle sind im Trailer zu sehen, wirkungsvoller geschnitten als im auf fast zwei Stunden ausgewalzten Haifischepos noch dazu.

Was sonst noch bleibt, ist der unvermutete Trash-Appeal eines millionenschweren Spektakels: Hanebüchene Dialoge werden hölzern, aber mit so viel Inbrunst aufgesagt, dass sie die Pappkulissen jedes C-Movies zum Wackeln brächten. Regisseur Turteltaub verdanken wir übrigens unter anderem Thomas Gottschalks US-Filmdebüt Trabbi Goes To Hollywood. (Karl Gedlicka, 9.8.2018)