Fiaker in Salzburg: Erst bei 35 Grad gilt ein Fahrverbot.

foto: killer/stadt salzburg

Salzburg – Die fünf Salzburger Fiakerbetriebe geben ihren hitzegeplagten Pferden bis zu der für Freitag prognostizierten Abkühlung hitzefrei. Bereits vergangene Woche ließen die Kutsche die Rösser einen Tag hitzebedingt im Stall.

Mit dieser Maßnahme reagieren die Kutschenunternehmer auf die seit Tagen brodelnde Debatte um den Einsatz von Pferden bei hohen Temperaturen im Stadtgebiet. Mit der Hitzepause dürfte auch eine für Donnerstag geplante Demonstration radikaler Tierschützer vom Tisch sein.

Pferde bringen Geld

Als Zugeständnis an den Verein gegen Tierfabriken (VGT) will der Sprecher der Salzburger Fiaker Franz Winter die Hitzeferien aber nicht verstanden wissen. Im Gegenteil: Winter will den VGT "wegen Ruf- und Geschäftsschädigung" klagen. Dass dies im Konkreten rechtlich nicht ganz einfach sein wird, räumt Winter auf Nachfrage des STANDARD ein: "Die wissen genau, was sie tun."

Dass der Tierschutz auch den Fiakern ein Anliegen sei, versteht sich laut Winter ohnehin von selbst: Die Pferde seien gewissermaßen das Kapital, mit ihnen bringe man das Geld heim. Inhaltlich dreht sich bei dem Konflikt zwischen Fiakern und Tierschützern alles um die städtische Fiakerverordnung. Diese sieht vor, dass ab 35 Grad nicht mehr gefahren werden darf. Der VGT fordert ein Limit von 30 Grad.

Heißer Boden

Das Problem jeder Temperaturgrenze: Der Maximalwert muss bei der Messstelle der Zentralanstalt für Meteorologie im grünen Stadtteil Freisaal erreicht werden, die Pferde stehen aber im Stadtzentrum auf dem heißen Boden des Residenzplatzes. Zwischen Dom und Residenz weht kein kühlender Luftzug – und vor allem: Hier gibt es keine geeichte Messstelle.

Verkehrshindernis Fiaker

Auch beim Thema Straßenverkehr will Winter kein Problem erkennen. Die älteren Pferde seien "vom Kopf her klar", ihnen würde der motorisierte Verkehr nichts mehr ausmachen. Und mit jungen Rössern müsse man mindestens ein halbes Jahr arbeiten, sagt er.

Viele Stadt-Salzburger sehen das freilich anders: Da die Fiakerunternehmen alle am Stadtrand angesiedelt sind, erzeugen die gerade zur Stoßzeit am späten Nachmittag nach Hause rollenden Kutschen regelmäßig lange Staus auf den Salzburger Hauptrouten. (Thomas Neuhold, 8.8.2018)