Pillen müssen nicht immer bitter sein. Wer auf Aktien von Pharmaunternehmen setzt, kann sein Portfolio damit fit halten. Experten sehen noch großes Potenzial bei Umsatz und Wachstum.

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Die Geschäfte der Pharmaunternehmen laufen rund und in Zukunft wahrscheinlich sogar noch besser. Denn selbst in gesättigten Märkten wie den deutschsprachigen Ländern Österreich, Deutschland und der Schweiz liegt noch erhebliches Potenzial für die Pharmabranche brach. Allein der Umsatz des Pharmamarktes in Österreich soll sich bis 2030 fast verdoppeln, zeigt die Studie "From Participants to Principals" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation EY.

Das macht die Aktien der Konzerne in diesem Bereich noch interessanter. Pfizer etwa – unter anderem Hersteller von Viagra, der berühmt-berüchtigten blauen Pillen, und vom gebürtigen Ludwigsburger Karl Pfizer und seinem Kompagnon Charles Erhart 1849 in Brooklyn, New York, gegründet – macht knapp 53 Milliarden US-Dollar (45 Mrd. Euro) Umsatz. Aktuell hat Pfizer nach zahlreichen Übernahmen wie Warner-Lambert oder der spanischen Pharmacia an die 90.000 Mitarbeiter, rund 500 davon arbeiten in Österreich.

Auf der Anlageseite gilt Pfizer als der träge Gigant in der Pharmabranche. Trotzdem hat sich der Kurs der Aktie in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht und allein in den letzten zwölf Monaten um zehn Prozent zugelegt. Der Konzern wird gerade umgebaut, was die Fantasie der Analysten ankurbelt: So sieht die Schweizer Credit Suisse ein Kursziel von 39 US-Dollar. JPMorgan rät sogar, die Aktie in einem Portfolio überzugewichten mit einem Kursziel von 42 US-Dollar, was im Vergleich zum aktuellen Kurs ein Plus von knapp 30 Prozent wäre.

Hoffnung nach Korrektur

2014 zeigte die Schweizer Novartis mit einer saftigen Umsatzsteigerung von zwölf Prozent auf 58 Milliarden Dollar auf. Seitdem läuft das Geschäft eher zäh: Im Vorjahr wurden 50,1 Milliarden Dollar eingenommen. Das Unternehmen, 1996 aus einer Fusion der beiden ehemaligen Basler Pharma- und Chemieunternehmen Ciba-Geigy AG und Sandoz entstanden, hat mehr als 134.000 Mitarbeiter weltweit und belegt Platz zwei der globalen Pharmariesen. Die Aktie hat in den vergangenen zehn Jahren um rund 88 Prozent zugelegt – hat aber auch eine ordentliche Korrektur aufs Parkett gelegt.

Vor drei Jahren stand das Papier noch um rund 30 Prozent höher aktuell mit rund 80 Franken. Trotzdem hat das Unternehmen Potenzial: Die US-Patententscheidung zum Multiple-Sklerose-Medikament Gilenya eröffne den Schweizern deutliches Potenzial, erklären die Analysten bei der Deutschen Bank. Sie halten ein Erreichen des Kurses von 89 Franken für realistisch.

Zuletzt bescherte die Aussicht auf einen lukrativen Börsengang der lange kriselnden Augenheilsparte der Aktie einen massiven Kurssprung. Zusätzlich erfreut Investoren der Rückkauf eigener Aktien. Bis zum Ende des kommenden Jahres sollen für bis zu 4,3 Milliarden Euro Papiere zurückgekauft werden. Finanziert wird dieser Rückkauf vor allem mit dem Geld aus dem Verkauf des Anteils am Gemeinschaftsunternehmen Glaxo Smith Kline.

Wachstumschancen

Rosig sieht es beim 1896 von Fritz Hoffmann-La Roche gegründeten Konkurrenten Roche aus: Dort erwirtschafteten im Vorjahr rund 94.000 Mitarbeiter weltweit einen Umsatz von rund 53,3 Milliarden Franken. Roche ist führend bei der Krebsbekämpfung, das Grippemittel Tamiflu ist seit der Vogelgrippe auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Die Aktie hat seit Mai 2017 stetig nach unten korrigiert. Jetzt scheint sich der Trend umzukehren. Analysten stufen die Wachstumschancen des Schweizer Pharmakonzerns wieder optimistischer ein. So halten etwa die Anlageexperten der US-Bank JPMorgan einen Kurs von 300 Franken (aktuell steht das Papier bei rund 245 Franken) für realistisch. Das Analysehaus Jefferies hob sein Kursziel von 278 auf 285 Franken an. Auch die Privatbank Berenberg beäugt das Papier genau und sieht ein nächstes Kursziel bei 267 Franken. Roche habe mit seiner Produktpipeline deutliche Fortschritte gemacht, heißt es.

Für Investoren versprechen Pharmawerte damit wohl mehr Heilung als Nebenwirkungen. (Reinhard Krémer, 11.8.2018)