Sahra Wagenknecht ist Kämpferin für die Armen und für sich selbst.

Foto: imago/Rolf Zöllner

Da wagt jemand etwas Neues und bekommt dafür gleich vorab viel Kritik. Ungewöhnlich ist das nicht in der Politik, doch die Heftigkeit der Angriffe gegen Sahra Wagenknechts Bewegung überrascht doch.

Es hat wohl nicht nur mit Inhalten zu tun, sondern auch mit der Person und Persönlichkeit der Linken-Politikerin selbst. Wagenknecht ist nicht nur eine der bekanntesten Politikerinnen Deutschlands, sondern zählt auch zu jenen, die am meisten polarisieren.

Ihr macht das nichts aus, im Gegenteil: Sie lebt von der Provokation und auch von der Inszenierung. Von kaum jemand anderem im politischen Berlin – außer vielleicht Ursula von der Leyen und Christian Lindner – gibt es so viele schöne Fotos in so coolen Posen.

Das und ihre streitbare Art machen Wagenknecht auch oft zur Außenseiterin, was die 49-Jährige aber nicht stört. Abseits steht sie schon seit klein auf: im DDR-Kindergarten in Thüringen wegen ihrer dunkleren Hautfarbe, die sie von ihrem iranischen Vater hat. Später, in Ostberlin, wird ihr das Studium mit der Begründung verweigert, sie sei für das Kollektiv "nicht genügend aufgeschlossen".

Nach der Wiedervereinigung kann sie doch studieren (Philosophie, Literatur, Volkswirtschaft), sie ist quasi Wendegewinnerin und hängt dennoch lange den Idealen der DDR nach, nennt auch die Berliner Mauer ein "notwendiges Übel".

Lange in der Politik engagiert

In der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) engagiert sie sich zunächst in der "kommunistischen Plattform", macht aber dann doch bei den Linken Karriere. Sie zieht ins EU-Parlament, wird Partei-Vizechefin und führt heute, gemeinsam mit dem Realo Dietmar Bartsch, die Linken-Fraktion im Bundestag.

Das "schönste Gesicht des Sozialismus" wird sie heute noch genannt und auch – ganz und gar undemokratisch – die "Königin der Talkshows". Dort vertritt sie vehement ihre Ansichten, geißelt den Kapitalismus, wettert gegen Großkonzerne und fordert deutlich mehr finanzielle Hilfe für die sozial Schwachen.

Kühl sei sie, ehrgeizig und selbstbezogen, werfen ihr ihre Kritiker vor. Als konsequent, streitbar und engagiert loben sie ihre Mitstreiter.

Gelingt es ihr, SPD und Linke einander wieder näher zu bringen, dann würde diese politische Vereinigung einer privaten folgen. Wagenknecht ist seit 2014 mit Ex-SPD- und Ex-Linken-Chef Oskar Lafontaine verheiratet. Ihn bezeichnet sie als die "große Liebe" ihres Lebens. (Birgit Baumann, 8.8.2018)