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Lukas Weißhaidinger wirft sich zur Bronzemedaille.

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Der Oberösterreicher ...

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... geht vor Freude zu Boden.

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Die drei Medaillenträger: Daniel Stahl, Andrius Gudzius und Lukas Weißhaidinger.

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Berlin – "Jetzt tät ich nur noch gern ein Bier nehmen – und dann ab ins Gitterbett." Zumindest das Bier hätte sich Lukas Weißhaidinger verdient gehabt. Der 26-jährige Oberösterreicher, der da am späten Mittwochabend in den Katakomben des Berliner Olympiastadions stand und sein "Glück nicht fassen konnte", hatte zuvor Historisches geschafft. Bronze im Diskuswurf war bei den Männern Österreichs erst die dritte Freiluft-EM-Medaille, die erste seit Hermann Fehringer, der 1990 ebenfalls Dritter im Stabhochsprung war. Lange zuvor, 1938, hatte auch Karl Kotratschek eine Bronzene im Dreisprung gelandet.

Weißhaidinger, der in der Qualifikation nur Rang elf belegt und mit etwas Glück das Zwölferfinale erreicht hatte, ging es in der Entscheidung anders an. Er verzichtete darauf, sich mit Diskuswürfen aufzuwärmen, warf stattdessen und auf Anraten seines Trainers Gregor Högler leichte "Erbsensackerln". Erst im Stadion warf er sich richtig ein und brachte die Scheibe schon da zweimal über die 65-Meter-Marke.

Ein packender Fight

Am Ende kam in einem dramatischen Fight der dritte Platz heraus. Mit 65,14 Metern ließ Weißhaidinger den Schweden Simon Pettersson (64,55 m), den Esten Gerd Kanter und den Deutschen Robert Harting relativ knapp hinter sich. Der Berliner belegte bei seinem letzten Großevent in seinem "Wohnzimmer" Rang sechs. Der Titel ging an den Litauer Andrius Gudzius (68,46), der mit seinem letzten Wurf den Schweden Daniel Stahl (68,23) noch abfing.

Für den Olympiasechsten Weißhaidinger ist es der größte Erfolg der Karriere, für den österreichischen Verband (ÖLV) die insgesamt zehnte Medaille in der Geschichte von Freiluft-Europameisterschaften. Sieben sind Frauen zu verdanken, die bis dato letzte ging 2016 auf das Konto von Siebenkämpferin Ivona Dadic, die in Amsterdam Bronze holte.

Der gute Boden Berlin

"In der Quali hab ich Glück gehabt", sagte Weißhaidinger. "Ich habe gewusst, mein Glück ist aufgebraucht." Sein vierzig Personen starker Fanklub aus dem Innviertel inklusive Freundin Hanna machte schon bei der Vorstellung richtig Stimmung, da wurde Weißhaidinger als "unser Nachbar aus Österreich präsentiert". In Berlin hatte er sich schon vor der EM einen Namen gemacht, da er sowohl das traditionelle Istaf-Meeting im Olympiastadion wie auch das Istaf-Indoor für sich entscheiden konnte.

Weißhaidinger kam mit 63,05 Metern aus dem ersten von drei Würfen als Siebenter in die Runde jener acht, die weitere drei Würfe zeigen durften. Vorne matchten sich die Favoriten Gudzius und Stahl, dahinter spitzte sich der Fight um Bronze zu. Im fünften Versuch steigerte sich Weißhaidinger auf 65,14 Meter, damit stieß er zunächst und vermeintlich den ehemaligen Olympiasieger und Weltmeister Harting vom Podest, die knapp 40.000 Zusehern brachen nicht wirklich in Jubel aus. Schon vor seinem letzten Wurf war Weißhaidinger die Medaille sicher, danach legte er sich kurz auf den Boden. "Ich habe den Moment genossen, und ich genieße ihn immer noch."

"Balsam für die Seele"

Högler und Weißhaidinger sprachen unisono davon, dass "Historisches gelungen" sei. Weißhaidinger ergänzte: "Eine EM-Medaille in einem technischen Bewerb ist enorm viel wert. Wer das bei einer EM schaffen kann, kann es auch bei einer WM oder bei Olympischen Spielen schaffen." Der Erfolg sei "Balsam für die Seele", schließlich sei die Saison "nicht leicht gewesen". Nach glänzendem Beginn machte ihm eine Fußverletzung zu schaffen. "Aber wir sind zurückgekommen." Dreimal verbesserte er den ÖLV-Rekord, im April auf Teneriffa auf 68,21 und im Juni in Rehlingen zunächst auf 68,57 und schließlich auf 68,98 Meter. Nicht zuletzt daraus schließt der Diskuswerfer, "dass noch sehr viel möglich ist".

Siegerehrung am Donnerstag

Am späten Donnerstagabend, um 23.30 Uhr, bekommt Weißhaidinger auf dem Breitscheidplatz bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche seine Medaille umgehängt. Mag sein, dass sich bis dahin noch ein zweites Bier ausgegangen sein wird. (Fritz Neumann, 8.8.2018)

Ergebnis Diskuswurf:

1. Andrius Gudzius (LIT) 68,46 m – 2. Daniel Stahl (SWE) 68,23 – 3. Lukas Weißhaidinger (AUT) 65,14 – 4. Simon Pettersson (SWE) 64,55 – 5. Gerd Kanter (EST) 64,34 – 6. Robert Harting (GER) 64,33

10 ÖLV-Medaillen bei Freiluft-Europameisterschaften

GOLD (2):
1969 Athen: Liese Prokop im Fünfkampf
1971 Helsinki: Ilona Gusenbauer im Hochsprung

SILBER (1):
1950 Brüssel: Herma Bauma im Speerwurf

BRONZE (7):
1938 Paris: Karl Kotraschek im Dreisprung (startete allerdings offiziell für Deutschland) 1969 Athen: Maria Sykora über 400 m
1990 Split: Hermann Fehringer im Stabhochsprung
1998 Budapest: Stephanie Graf über 800 m
2012 Helsinki: Beate Schrott über 100 m Hürden
2016 Amsterdam: Ivona Dadic im Siebenkampf
2018 Berlin: Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf