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Google will seine Suchmaschine auch in China anbieten – und nimmt dafür wohl Zensur in Kauf

Foto: Reuters/Song

Googles Pläne für eine zensierte Version seiner Suchmaschine, die auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist, sind offenbar weit fortgeschritten. Der Konzern soll in den vergangenen Jahren Suchbegriffe gesammelt, die Nutzer auf der Webseite 265.com eingegeben haben. Diese gehört zu Google, leitete Suchanfragen aber auf die chinesische Suchmaschine Baidu weiter.

Blacklist

Mitarbeiter analysierten daraufhin die Suchbegriffe und kontrollierten, ob Usern bei der regulären Google-Suche in China zensierte Seiten angezeigt worden wären. So entstand eine Liste mit tausenden Webseiten, die der Konzern bei Suchergebnissen für chinesische Nutzer ausblenden muss. Diese Liste soll laut The Intercept dann in eine spezielle Version der Google-Suchmaschine integriert worden sein.

Kooperation mit Tencent

Google dürfte für das Projekt mit dem chinesischen Hersteller Tencent zusammenarbeiten. Eine Kooperation im Bereich des Cloud Computing war vergangene Woche publik geworden. Tencent könnte laut internen Dokumenten, die The Intercept vorliegen, die Liste an bei Suchergebnissen zensierten Webseiten selbstständig erweitern.

Interne Irritationen

Die ersten Berichte über eine Google-Version für China hatten intern für einen Aufschrei gesorgt. Nur sehr wenige Google-Mitarbeiter waren über das Projekt informiert worden. Offiziell gab es bislang keine Wortmeldungen dazu. Der chinesische Markt ist für US-amerikanische Firmen hoch interessant, doch die Zensur-Vorgaben der dortigen autoritären Regierung sorgen für Probleme. Google hat sich offenbar dafür entschieden, dass das Wachstumspotenzial durch chinesische Nutzer höher als ein etwaiger Imageschaden durch Kooperation mit dem Zensur-Regime zu bewerten ist. (red, 8.8.2018)