Die Hundstage machen eine sehr frühe Mönchsbergüberquerung nötig. Später am Morgen ist man schlauer: Wäre man besser gleich zur Festung hinaufgegangen, denn aus der Vogelperspektive ist die aktuelle künstlerische Intervention am Krauthügel am besten zu sehen. Unten auf der Wiese droht man hingegen an Paul Wallachs Skulptur vorbeizulaufen. Aber wer sucht, der findet auch, und zwar ein Band weißer Blöcke.

Foto: Salzburg Foundation

Glatt und blank ist der Zement. Wie Fundamente nehmen sich die 40 Zentimeter hohen Bänkchen von Down to the Ground aus, die in absurden Winkeln über die Wiese zu verlaufen scheinen. Auf den Mäuerchen balancierend geht man das 320 Meter lange Linienlabyrinth ab, vergleicht die zwei rätselhaften Vielecke, die sich hier gegenüberstehen, das hohe Gras jenseits und das frisch gesenste diesseits der Begrenzungen. Man könnte verweilen, dem vorbeirauschenden Verkehr lauschen, der hier irgendwann einmal in der neuen Mönchsberggarage enden, statt sich in die Altstadt ergießen soll. Aber die Sonne steht zu hoch.

Foto: Andreas Kolarik

Vom Festungsberg aus erschließt sich hingegen die Form, die ein 40 x 45 Meter großes Areal umreißt. Der vierzackige, recht rudimentäre Stern, der sich aus allernächster Nähe quasi dem Auge entzogen hat, wird nun sichtbar. Umgekehrt wird der Körper und das physisch und taktil erlebte tonnenschwere Volumen von oben betrachtet zur schwerelosen, reinen Linie, zu einer Zeichnung im Raum. Es ist ein Spiel mit Dimensionen und dem Begriff der Monumentalität – auch im unmittelbaren Sinn: Der in Paris lebende US-Bildhauer Paul Wallach (geb. 1960) hat zum ersten Mal in Land-Art-Größe gearbeitet.

Paul Wallachs "Down to the Ground" auf dem Salzburger Krauthügel hinter dem Mönchsberg und mit Blick hinauf zum Festungsberg.
Foto: Andreas Kolarik

Idee einer Skulpturenbiennale

Das Projekt, das den Betrachter im wahrsten Wortsinn bewegt – nämlich zwischen Wiese und Berg ist nach fünf Jahren das vorerst letzte. Denn die Kräfte der Salzburg Foundation will ihr künstlerischer Leiter Walter Smerling künftig in einer Biennale bündeln. Die Skulptur Projekte Münster stehen Pate. Wo dort aber nur alle zehn Jahre für 100 Tage rund drei Dutzend Werke das Stadtbild irritieren, sollen sich in der Mozartstadt dann alle zwei Sommer etwa 20 Werke in den Touristenzonen drängen. Hehre Pläne, die finanziert werden wollen.

Von 2002 bis 2011 stiftete man jährlich zur Festspielzeit Skulpturen für den öffentlichen Raum – von Anselm Kiefer bis Erwin Wurm – inklusive immer lauer werdender Geschmacksdebatten. Schon für den Abschluss dieses "Walk of Modern Art" hatte Smerling große Träume (inzwischen gehören die Arbeiten dem Sammler Reinhold Würth, da die Stadt die Schenkung ausschlug): Bis heute ist jedoch der Plan für einen Kubus am Mönchsberg als Herberge für "Schlüsselwerke der Foundation-Künstler" nicht realisiert. (Anne Katrin Feßler, 9.8.2018)

Teil des "Walk of Modern Art": Markus Lüpertz sorgte 2005 mit "Mozart – eine Hommage" für Aufregung.
Foto: VG Bild-Kunst, Bonn / Foto: Manfred Siebinger
2011, im Abschlussjahr des Projekts, wurden Erwin Wurms "Gurken" gegenüber dem Festspielhaus installiert.
Foto: VG Bild-Kunst, Bonn / Foto: Wolfgang Lienbacher