Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, stellen oft ein zusätzliches Sicherheitsrisiko dar. In Wien und Salzburg kämpft man gegen die "Elterntaxis".

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Kurz vor acht Uhr morgens staut es sich vor Wiens Schulen. Eltern chauffieren den Nachwuchs bis vor die Eingangstüren, halten vor den Gebäuden kurz an und lassen die Kleinen raushüpfen. Die Kinder schlängeln sich an Autos vorbei. Vor drei Schulen in der Bundeshauptstadt soll das in Zukunft – zumindest vorübergehend – nicht mehr möglich sein.

Die Volksschule Vereinsgasse in Wien-Leopoldstadt hatte als erste das Pilotprojekt gegen die "Elterntaxis" für den Herbst angekündigt. Die Vereinsgasse ist ab 10. September eine Schulstraße. Das heißt: 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn – zwischen 7.45 und 8.15 Uhr – ist bis 2. November das Zu- und Abfahren für Kfzs in der Gabelsbergergasse und in der Vereinsgasse zwischen Lessinggasse und Am Tabor nicht möglich. Neben entsprechenden Schildern wird anfangs ein Scherengitter aufgebaut. Verkehrsströme werden vor und nach der Pilotphase gemessen und ausgewertet. "In den Morgenstunden sind viele Kinder unterwegs, es wird vor Schulen schnell unübersichtlich, und das Sicherheitsrisiko steigt", sagt Kathrin Ivancsits von der Mobilitätsagentur.

Neubau zieht nach

Neubau will nun nachziehen – mit Schulstraßen vor der Volksschule Stiftgasse zwischen Burggasse und Siebensterngasse sowie in der Kandlgasse zwischen Wimbergergasse und Kaiserstraße. Vor dem Gymnasium Kandlgasse hielten in den vergangenen Jahren einige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung Einzug: Der Vorplatz der Schule wurde aus gebaut, mit Sitzbänken und einem Trinkbrunnen ausgestattet. "Wir haben nicht das Problem der Elterntaxis, sondern das der Verkehrssicherheit", sagt Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne). Im Zuge des Kinder- und Jugendbeteiligungsprojekts "Ich mach’ mit in Neubau" sei vermehrt der Wunsch nach weniger Verkehr vor Schulen gekommen. Einen Starttermin gibt es noch nicht. Man werde den Anlauf des Projekts im zweiten Bezirk abwarten und "so rasch als möglich" nachziehen, so Reiter.

Die Initiative zur Schulstraße kommt in Wien vom Bezirk, die Umsetzung übernimmt die Stadt. Dort will man den Testlauf und dessen Auswertung abwarten, bevor man entscheide, ob Schulstraßen in Wien forciert werden, heißt es aus dem Büro der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou.

Vorbild Salzburg

In der Stadt Salzburg sind bereits im Vorjahr Fahrverbote für Elterntaxis vor fünf Volksschulen verhängt worden. Eine halbe Stunde vor Schulbeginn werden die Straßen mit Scherengittern gesperrt. Die Polizei kontrollierte das Verbot und mahnte Eltern ab, die ihre Kinder im Kreuzungsbereich aussteigen ließen. "In erster Linie ging es darum, die Eltern aufmerksam zu machen und die Kinder vor Gefahren zu schützen", sagt Salzburgs Polizeisprecherin Irene Stauffer. Ab März 2018 hätten für unbelehrbare Eltern auch Anzeigen ausgestellt werden sollen. Das war aber nicht nötig. "Die Eltern haben sich an die Beschilderungen gehalten. Es hat sich eingespielt", sagt Stauffer.

"Unser Ziel ist, dass die Kinder möglichst zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Öffis kommen – und dass vor der Schule kein Autochaos herrscht. Das wird auch von Direktoren und Elternvereinen unterstützt", sagt Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Im kommenden Schuljahr sei ein sukzessiver Ausbau der Fahrverbote geplant. Wenn eine Schule sich ein Verbot wünsche, könne es umgesetzt werden. Würde in der Stadt Salzburg kein Kind in der Früh in die Schule chauffiert, wären das laut VCÖ-Untersuchung rund 1.600 Autofahrten weniger. (Oona Kroisleitner, Stefanie Ruep, 10.8.2018)