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Ganz so schlimm ist es noch nicht, abgetragen wird nur ein Miniaturmodell der berühmten Basilius-Kathedrale in Moskau. Die echte steht noch. Doch der Währungsverfall trifft russische Investoren.

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Viel ist international derzeit die Rede von der Wirtschaftsmacht China, vom Ausstieg von Schwellenländern wie Indien und Brasilien und von der Wirtschaftskraft eines vereinigten Europas. Doch die Vereinigten Staaten führen der Welt derzeit augenscheinlich vor Augen, dass es in der internationalen Wirtschaftspolitik zuallererst nach wie vor auf ein einziges Land ankommt: auf die USA selbst.

Aktien- und Devisenmärkte

Die Androhung neuer US-Sanktionen gegen Russland hat am Donnerstag die internationalen Aktien- und Devisenmärkte getroffen. Der Rubel geriet unter Druck. Zugleich stürzte die türkische Lira ab, auch hier spielen mögliche US-Sanktionen eine erhebliche Rolle. Schließlich verteuerte sich Erdölpreis wegen der US-Sanktionen gegen den Iran.

Aber der Reihe nach. Die US-Regierung hatte wegen des Anschlags auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter in London zu Wochenmitte neue Sanktionen angekündigt. Sie sollen nach Angaben eines Regierungsvertreters in Washington Exportgüter aus den Bereichen Elektronik, Laser, Sensoren und Öl- und Gastechnologie betreffen. Russland soll der Zugang zu diesen Produkten aus den USA verwehrt werden.

Begründet werden die Strafmaßnahmen mit dem Russland zugeschriebenen Einsatz eines Nervengifts bei dem Anschlag. Russland bestreitet eine Beteiligung an dem Mordversuch.

Währung auf Tiefstand seit zwei Jahren

Als Reaktion auf die Ankündigung aus den USA sackte die russische Währung zum Dollar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ab. Auch Anleihe-Investoren ergriffen die Flucht: Die Rendite der zehnjährigen russischen Staatsanleihen stieg auf 8,32 Prozent. So viel Zinsen muss der russische Staat also für einen zehnjährigen Kredit bezahlen. Bei Anleihen entwickeln sich Kurse und Rendite gegengleich: Stürzen die Kurse ab, weil die Papiere verkauft werden, steigt die Rendite. Die neuen Strafmaßnahmen sollen um den 22. August herum in Kraft treten.

Die USA haben bereits eine Reihe von Strafmaßnahmen gegen Russland in Kraft gesetzt. Hintergrund ist der anhaltende Konflikt in der Ostukraine und die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland. So haben die USA im April zahlreiche prominente russische Oligarchen und Unternehmen auf eine Sanktionsliste gesetzt.

Auf der Liste findet sich auch Oleg Deripaska, der an der österreichischen Strabag beteiligt ist, und der zu seinem Imperium zählende Konzern Rusal. Rusal ist einer der größten Aluminiumproduzenten der Welt. Dem Konzern sind Geschäfte in den USA oder mit US-Dollar untersagt. Die USA behalten sich zudem das Recht vor, nichtamerikanische Unternehmen zu strafen, die mit Rusal Geschäfte machen.

Drohende "Katastrophe"

Am Donnerstag kursierte eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters, wonach Rusal im Herbst der Produktionskollaps droht. Bis dahin bleibt Partnern von Rusal Zeit, ihre Geschäftsbeziehungen mit den Russen einzustellen. Ab September hätte der Konzern im Ausland wohl kaum noch Abnehmer. Insider bei Rusal sprechen von einer "Katastrophe". Deripaska hatte im April angekündigt, sich zurückzuziehen und damit Rusal zu schützen. Ob die USA einlenken, ist fraglich.

Die US-Muskelspiele treffen aktuell auch die Türkei. Die türkische Lira verlor am Donnerstag weiter an Wert und rutschte auf den tiefsten Stand gegenüber des US-Dollar. Die Türkei kämpft gegen einen Vertrauensverlust bei Anlegern. Zudem drohen auch US-Sanktionen gegen Ankara, weil die Türkei einen US-Pastor inhaftiert hält. Die neuen US-Sanktionen gegen den Iran sorgten schließlich am Donnerstag für einen Anstieg der Ölpreise auf rund 72,4 US-Dollar. (szi, Reuters, 9.8.2018)