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Lukas Weißhaidinger (26) holte bei der EM in Berlin Bronze im Diskuswurf.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Es ist höchste Zeit, dass Österreich das schöne Pramtal kennenlernt. Dort leben sehr spezielle Menschen. "Diskus ist im Pramtal weitverbreitet, wir werfen in der Regel so um die 100 Meter, aber der Luki ist ja noch jung", hat "Plugman" auf derStandard.at gepostet, nachdem Lukas Weißhaidinger bei der Leichtathletik-EM die Bronzemedaille im Diskuswurf geholt hatte.

Weißhaidinger (26) stammt aus Taufkirchen an der Pram, und offiziell ist er Österreichs stärkster Leichtathlet. Zufallsprodukte sind weder er noch die Siebenkämpferin Ivona Dadic, die erst nach ihm an den EM-Start ging. Beide stammen aus Oberösterreich, dort leisten etliche Trainer seit Jahren ausgezeichnete Arbeit. Weißhaidingers Entdecker und Förderer war Josef "Pepi" Schopf. Als der 13-jährige Lukas bei ihm antrat, fragte er gleich: "Kann ich, wenn ich brav trainiere, Olympiasieger werden?"

Vom Pramtal in die Südstadt

Ein sechster Olympiaplatz steht schon zu Buche, 2016 in Rio de Janeiro etablierte sich Weißhaidinger in der Weltspitze. Bemerkenswert für einen, der sich im Pramtal auf dem Hof des Bruders einen "Wurfstadl" baute und aufpasste, beim Werfen keine herumlaufenden Hühner zu gefährden. Nach Rio übersiedelte Weißhaidinger ins Leistungszentrum Südstadt, er wohnt mit Freundin Hanna, einer angehenden Lehrerin, in Wien-Liesing. Ex-Weltklassespeerwerfer Gregor Högler betreut ihn, er setzte in der Südstadt den Bau einer Trainingshalle und einer Wurfanlage im Freien durch. 10.000-mal jährlich wirft Weißhaidinger die zwei Kilo schwere Scheibe im Training.

Beim Athleten selbst verteilen sich 149 Kilogramm auf 1,97 Meter. Er verbraucht täglich bis zu 4500 Kalorien, es trifft sich, dass ihn eine Steakhauskette (El Gaucho) beliefert. Ansonsten helfen ihm Sportministerium, Leichtathletikverband, Sporthilfe und ÖOC sowie Energie AG, Toyota, Nike und Rieder Bier, beim Bundesheer ist er angestellt. Er lebt vom Sport, kann sich aber nichts zur Seite legen.

"Man soll groß träumen", sagt Lukas Weißhaidinger. Der passionierte Fischer denkt daran, wonach er bei der WM 2019 in Katar und bei Olympia 2020 in Tokio angeln könnte. Bodenständig wird er bleiben, das steht fest, einmal Innviertler, immer Innviertler. Eine gewisse Schüchternheit hat er aber abgelegt. Immer öfter kommt sein trockener, subtiler Humor zum Vorschein. Wahrscheinlich ist auch dieser Humor im schönen Pramtal weit verbreitet. (Fritz Neumann, 9.8.2018)