Minsk – Ein mit mehreren anderen Journalisten in Weißrussland festgenommener Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) ist nach Angaben des Senders entgegen anderslautenden Berichten noch nicht frei. Ein Sendervertreter sagte am Freitag, während andere Journalisten bereits entlassen worden seien, befinde sich der DW-Korrespondent Paulyuk Bykowski noch in den Händen der Behörden.

Die Staatsanwaltschaft in Minsk hatte am Donnerstag mitgeteilt, nach Untersuchungen und anderen Aktionen im Rahmen des "Kriminalfalles" hätten die Ermittler entschieden, die Festgenommenen freizulassen. Bykowski und die Chefredakteurin der unabhängigen Nachrichtenagentur Agentur Belapan, Irina Lewschina, blieben weiterhin in Gewahrsam, meldeten örtliche Medien am Freitag. Die beiden Journalisten sollten befragt werden, hieß es.

Vorwurf des Hackings

Den festgenommenen Journalisten wurde vorgeworfen, die Computersysteme der staatlichen Nachrichtenagentur Belta gehackt und illegal kostenpflichtige Meldungen genutzt zu haben. Im Zuge der Ermittlungen waren am Dienstag Redaktionen unabhängiger Medien durchsucht worden.

Der DW-Mitarbeiter Paulyuk Bykowski hatte nach Angaben seines Senders dazu als Medienexperte beim Sender Euroradio Stellung genommen. Daraufhin wurde er am Mittwoch festgenommen.

Nach den Informationen der Deutschen Welle durchsuchten die Ermittler auch die Wohnung Bykowskis und beschlagnahmten seiner Frau Volha zufolge Computer, Tablets, Telefone, Sticks, Discs und Bankkarten. Der Sender forderte beim weißrussischen Botschafter in Berlin die unverzügliche Freilassung.

Letztes Land mit Todesstrafe

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte nach den Festnahmen gegenüber der weißrussischen Seite ein verhältnismäßiges Vorgehen angemahnt. Weißrussland sei aufgefordert, die Medien- und Meinungsfreiheit zu achten und von unverhältnismäßigem Vorgehen gegen Journalisten abzusehen.

Die frühere Sowjetrepublik Weißrussland liegt zwischen Russland und Polen. Seit 24 Jahren wird sie von Präsident Alexander Lukaschenko autoritär regiert. Weißrussland ist das letzte Land in Europa, das die Todesstrafe vollstreckt. (APA, 10.8.2018)