Unter dem Codenamen "Pie" hat Google vor kurzem eine neue Generation seines mobilen Betriebssystems veröffentlicht. Und diese hat jede Menge Neues zu bieten. So zählen etwa eine neue Gestensteuerung aber auch eine Fülle von smarten Funktionen, die neben besserer Akkulaufzeit auch einfachere Nutzung versprechen, zu den zentralen Verbesserungen von Android 9. Doch oft sind es ganz andere, kleinere Dinge, die den Smartphone-Alltag der User relevant verbessern. Ein paar dieser versteckten Highlights sollen im Folgenden noch einmal herausgestrichen will. Wer mehr zu Android 9 wissen will, sei auf den umfassenden Test aller neuen Features sowie den Hintergrundartikel zu den Umbauten an der Softwarebasis verwiesen.

Lockdown-Modus

Mit dem Lockdown-Modus bietet Android 9 seinen Nutzern eine schnelle Möglichkeit, den Zugriff auf das eigene Smartphone temporär zu beschränken. Einmal aktiviert, wird die Autorisierung via Fingerprint, Gesichtserkennung oder Smart Lock unterbunden, beim nächsten Entsperren muss also der auch für die Geräteverschlüsselung genutzt Zahlencode oder das eigene Passwort angegeben werden. Das Ganze ist vor allem für Situationen gedacht, in denen man zusätzliche Sicherheit braucht, etwa wenn verhindert werden soll, dass beim Grenzübertritt Dritte Zugriff auf die eigenen Smartphone-Daten bekommen. Entsprechend werden in diesem Modus auch sämtliche Benachrichtigungen am Lock Screen ausgeblendet. Dabei handelt es sich übrigens um ein im wörtlichen Sinne "verstecktes" Highlight: Der Lockdown-Modus ist von Haus aus deaktiviert. Wer ihn nutzen will, muss die zugehörige Option zuerst in den Systemeinstellungen aktivieren, wo sie sich im Bereich Sicherheit und Standort unter den Einstellungen für den Sperrbildschirm findet. Wer danach etwas länger auf den Einschaltknopf drückt, findet hier jetzt den Lockdown-Eintrag.

Der Lockdown-Modus ist über das Power-Menü zu erreichen.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Rotate-Knopf

Es klingt nach einem kleinen Detail, kann aber die Nutzung des Smartphones nachhaltig verändern: Ist das Smartphone auf manuelles Drehen der Anzeige eingestellt, zeigt das Betriebssystem jetzt im Bedarfsfall ein Icon an, mit dem die Anzeige entsprechend angepasst werden kann. Damit kann dann etwa flott auf die Queransicht gewechselt werden, wenn man dies wirklich will – oder das Icon einfach ignoriert werden, wenn man gerade im Bett liegt, und nur seitlich liegend etwas lesen will. Das macht es wesentlich interessanter das Smartphone generell auf manuelle Rotation eingestellt zu lassen, anstatt den Auto-Rotate-Modus zu verwenden, der oft den Nachteil hat, dass die Anzeige sich dreht, wenn man es gerade nicht will.

Der Rotate-Button wird im Bedarfsfall neben der Systemnavigation angezeigt.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Smarte Benachrichtigungen

Eine der größten Herausforderungen im Smartphone-Alltag ist es, unter all den Benachrichtigungen der verschiedenen Apps nicht den Überblick zu verlieren. Dabei liefern viele Programme mehr Informationen als die Nutzer eigentlich wünschen. Dies perfekt einzurichten – also all die unnötigen Benachrichtigungen zu deaktivieren – stellt aber einige Arbeit dar. Android 9 geht den Usern dabei hilfreich zur Hand: Merkt das System, dass gewisse Typen von Benachrichtigungen immer nur weggewischt und nicht gelesen werden, rät Android dazu, den zugehörigen Kanal zu deaktivieren.

Smarte Helligkeit

Mit Android 9 gestaltet Google die automatische Helligkeitsanpassung grundlegend um. So verwendet man nun Maschinenlernen, um die Helligkeit in unterschiedlichen Szenarien optimal an die individuellen Wünsche der Nutzer anzupassen. Die Idee dahinter ist, dass die User nach einer anfänglichen Einlernphase nie mehr manuell nachbessern müssen. Parallel dazu gibt es noch eine zweite Neuerung, die sich Google von so manchem Dritthersteller abgeschaut hat. Die Regelung erfolgt nun logarithmisch statt linear, was vor allem die Feineinstellung in den unteren Helligkeitsregionen vereinfacht.

Die logarithmische Helligkeitsanpassung erfordert Umgewöhnung, ist der Regler nun doch bei gleicher Helligkeit nun wesentlich weiter rechts als es bisher der Fall war.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Hotspot kalt machen

Wer öfter mal mit mehreren Geräten unterwegs ist, wird die Hotspot-Funktionen aktueller Smartphones zu schätzen wissen, also die Möglichkeit die Datenverbindung an andere Geräte weiterzureichen. Leider verbraucht so etwas gehörig Strom. In Android 9 wird nun der Hotspot automatisch abgeschaltet, wenn er nicht mehr aktiv genutzt wird, es wird also unnötiger Akkuverbrauch verhindert.

Bluetooth

Wer kennt das nicht: Gerade erst das Smartphone mit dem Bluetooth-Lautsprecher verbunden und schon schallt die Musik viel zu laut durch die Wohnung. Also wird panisch zu den Lautstärkeknöpfen gegriffen, um die Wiedergabe leiser zu machen. Mit Android 9 liefert Google nun ein viel gewünschtes Feature nach: Das System merkt sich nämlich jetzt die gewünschten Lautstärkeeinstellungen für jedes einzelne Bluetooth-Gerät. Damit gibt es dann automatisch die jeweils passende Lautstärke – egal ob für Kopfhörer oder Autoradio.

Android 9 merkt sich für jedes Bluetooth-Gerät die zuletzt genutzten Lautstärkeeinstellungen.

Privacy

Die zahlreichen Sensoren, die sich in so einem Smartphone befinden, machen das Ganze natürlich auch zu einem lohnenden Ziel für spionierende Apps. Und gegen solche unternimmt Google mit Android 9 nun einen wichtigen Schritt: Der Zugriff auf Mikrofon, Kamera und die meisten Sensoren wird komplett blockiert, wenn die betreffend App gerade nicht im Vordergrund ist – und zwar unabhängig davon, ob die Nutzer zuvor die nötigen Berechtigungen erteilt haben oder nicht. Damit soll vor allem verhindert werden, dass Apps unbemerkt im Hintergrund Ton- oder Videoaufnahmen tätigen. Programme, die dies weiterhin tun wollen, müssen nun eine zugehörige Benachrichtigung anzeigen, womit jede entsprechende Aktion für die Nutzer transparent wird. (Andreas Proschofsky, 12.8.2018)