Walter Klepetko hat 1989 die erste Lunge transplantiert und die Med-Uni zu einem führenden Zentrum in diesem Bereich gemacht.

Vor knapp einer Woche war Walter Klepetko noch im Ausnahmezustand. Dem todkranken Niki Lauda war unter seiner Ägide gerade eine neue Lunge transplantiert worden, das Interesse war enorm und Klepetkos Aufgabe Krisenkommunikation in alle Richtungen. Zum einen kümmerte er sich um seinen Patienten, gleichzeitig entkräftete er die Gerüchte, dass Lauda ein privilegierter Patient wäre. Sie gefährdeten Klepetkos in den letzten 30 Jahren aufgebautes Lebenswerk – die Lungentransplantation an der Med-Uni Wien. Er gab Auskunft, wahrte das Arztgeheimnis, holte Lauda ins Leben zurück. "Von uns wird es keine weiteren Informationen zu Lauda mehr geben, das ist Sache der Familie", sagt er nun.

Entschlossenheit, Priorisierung und Sicherheit: Mit diesen Eigenschaften hat Klepetko nicht nur die letzte Woche gemeistert, sondern auch seine berufliche Karriere aufgebaut. Der 62-jährige ist 1986 aus "reinem Zufall", wie er sagt, zur Thoraxchirurgie gekommen. Sein damaliger Chef Ernst Wolner suchte jemanden für diesen Bereich. 1984 war in Wien das erste Herz transplantiert worden, Klepetko sah auch für Lungen eine Chance. "Drei Jahre Aufbauarbeit ohne Team, ich bin von Spital zu Spital gefahren, um einen idealen Patienten zu suchen", erinnert er sich. In der Nacht von 8. auf 9. November 1989, als die Berliner Mauer fiel, war es so weit.

30 Jahre Erfahrung

Klepetkos erste Lungentransplantation verlief erfolgreich. Seit damals wurde der Eingriff in Wien 2.000-mal durchgeführt. Als der Eiserne Vorhang fiel, erkannte Klepetko die Chance, ein Netzwerk mit den Nachbarländern aufzubauen und damit die Verfügbarkeit von Spenderorganen zu gewährleisten. "Wir haben immer mehr Organe, als wir brauchen", sagt er stolz.

Zudem hat er die Operationstechnik mit der künstlichen Herz-Lungen-Maschine ECMO mitentwickelt und Wien damit zu einem weltweit führenden Zentrum gemacht. Dank der verbesserten Immunsuppression können Patienten ein nahezu normales Leben führen. Als Beweis war Klepetko mit zehn Ex-Patienten 2017 auf dem Kilimandscharo. Ein "einmaliges Erlebnis" für den sportbegeisterten Arzt, der auch privat Bergwertungen mag.

Anfang des Jahres hat er als Chef der Thoraxchirurgie die Leitung der Lungentransplantation an Konrad Hoetzenegger über geben. Work-Life-Balance ist ihm zunehmend wichtig. Der Vater zweier erwachsener Kinder freut sich, dass seine Tochter gerade mit dem Medizinstudium begonnen hat. (Karin Pollack 10.8.2018)