Romantik im Modernekleid: Sängerin Christiane Karg.

Foto: Steven Haberland

Salzburg – Ein Hauch von Allerheiligen wehte am Donnerstagabend durch den Großen Saal des Salzburger Mozarteums. Und an einem Tropentag wie diesem hoffte wohl so mancher, dass die lebensherbstliche Schattierung des Konzertprogramms die glühende Augusthitze womöglich ein wenig lindern würde.

Sängerin Christiane Karg und das Quatuor Modigliani interpretierten zwei Bearbeitungszyklen romantischen Liedguts aus dem Komponierstift des Zeitgenossen Aribert Reimann, dessen Oper Lear im Vorjahr bei den Salzburger Festspielen szenisch gezeigt wurde. Der Mignon-Zyklus mit Werken von Franz Schubert schloss mit dem Lied So laßt mich scheinen in himmlischen Gefilden, der Mendelssohn/Heine-Zyklus erzählte am Ende von einem "Leichenduft". Den zweiten Wortteil des Liedfragments vertonte Reimann, so wie er auch zwischen den Liedern Intermezzi schuf.

Diese darf man sich allerdings nicht als harmlose Verbindungsteile vorstellen. Es sind eher eigenständige und eigensprachliche Vor- und Nachgedanken. Schleierzart umspinnt der deutsche Komponist in seinen Liedarrangements oft die Gesangsstimme; er fächert den kammermusikalischen Streicherklang gern nach oben hin auf. Und er fabriziert fallweise derart feinfaserige, kunstvolle Ummantelungen, dass sogar den Virtuosen des Quatuor Modigliani minimale Webfehler unterliefen.

Schönheit und Wohlklang

Christiane Karg genoss die Pause vom Salzburger Zauberflöten-Zirkus sichtlich (sie ist in der vieldiskutierten Inszenierung von Lydia Steier eine schrill gewandete Pamina) und war gänzlich Schönheit und vokaler Wohlklang. Salonhaft samtig und elegant musizierten die vier Streicher aus Paris dann bei Pjotr Iljitsch Tschaikowskys drittem, dem Andenken an den Geiger Ferdinand Laub gewidmeten Streichquartett in Es-Moll: Amaury Coeytaux präsentierte sich dabei als Primgeiger der eher zurückhaltenden Art und packte den satten russischen Ton gewissermaßen nur in der Halbfettversion aus.

Die gewisse Nuance an Genie, die Bratschist Laurent Marfaing abging, machte dann François Kieffer am Cello wett. Delikat wirkte das Ende des Allegretto, daunenweich und dissonanzscheu der Schmerz des langsamen Satzes. Schließlich Begeisterung für ein Totengedenken der sehr vornehmen Art. (Stefan Ender, 11.8.2018)