Wenn chemische Substanzen zu einer Notwendigkeit werden: Medikamentensüchtige erkennen ihr Problem oft erst sehr spät.

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Süchtig! Das klingt in vielen Ohren immer noch nach selbst verschuldetem Leid. Doch Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkommen, tendieren dazu, sich schnelle Hilfe zu holen. Über langfristige Folgen denken die wenigsten nach. Der Alkohol ist bei den Suchtmitteln in Österreich am beliebtesten. Etwa 340.000 Menschen gelten als alkoholkrank, knapp 735.000 Österreicher konsumieren Alkohol regelmäßig in einem gesundheitsschädlichen Ausmaß.

Aber auch die Einnahme von Tabletten wird zunehmend zu einer Option. Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts warnt vor dem Missbrauch von Medikamenten. Zwischen 150.000 und 200.000 Menschen, so schätzt er, sind in Österreich medikamentenabhängig, doch vielen ist diese Tatsache gar nicht bewusst. Deshalb wäre eine Studie zum Status Quo überaus angebracht, so Musalek im Ö1-Morgenjournal.

Lange unerkannt

Besonders gefährlich sind Schlaf- bzw. Aufputschmittel. Vor allem Schlafmittel mit Benzodiazepinen erzeugen im Körper bereits nach drei Wochen eine Abhängigkeit. Auch Menschen, die regelmäßig Amphetamine einnehmen, um den Anforderungen im Job und Berufsleben gerecht zu werden, kommen schnell nicht mehr ohne diese Substanzen aus. Medikamentensucht ist ein Problem, das es in allen Altersklassen gibt. Betroffene entwickeln schnell Strategien, sich die Medikamente bei verschiedenen Ärzten zu besorgen.

Auch den Schmerzmittelmissbrauch ortet Musalek als Problem. "Viele Betroffene glauben, dass sie mehr Medikamente brauchen, weil sich ihre Ausgangserkrankung verschlechtert hat", erklärt Musalek die Situation von chronischen Schmerzpatienten. Das Fatale: Medikamentensüchtige kommen aus all diesen Gründen oft sehr spät zur Behandlung in Suchteinrichtungen. Zudem sind Patienten oft unauffällig, es gibt kaum offensichtliche Rauschzustände. Die Probleme fangen erst an, wenn die Substanzen nicht mehr eingenommen werden. (red, 13.8.2018)