Silvester feiern, bis der Notarzt kommt: Absinth und Schampus und begleitende Substanzen.

Foto: Polyfilm

Wien – Was scheinbar schon als Roman funktioniert hat und als Bühnenstück, das müsste doch eigentlich auch für die Leinwand etwas abwerfen. Zumal es in Tino Hanekamps Hamburger Kiez-Bestseller So was von da, an dem sich bereits das Deutsche Schauspielhaus versucht hat, um laute, junge Leute geht. Ums Feiern, Partymachen, um Beziehungskisten, Alkohol und ein bisschen milieubedingte Kriminalität. Um ein Lebensgefühl also, das, wenn man es schon nicht wirklich empfindet, zumindest gut vortäuschen kann. Aber vielleicht ist das ja sogar dasselbe.

Polyfilm Verleih

Es ist also kein Zufall, dass der Münchner Jakob Lass, der vor einigen Jahren mit Love Steaks als deutscher Mumblecore-Regisseur gefeiert wurde und zuletzt mit Tiger Girl zwei gewaltbereite junge Frauen auf die harte Tour schickte, sich des Stoffes annahm. Denn Lass hat eine Vorliebe für den unmittelbaren Effekt, für einen coolen, mit dosiertem Pathos durchsetzten Stil. Vor allem aber für die Improvisation, mithilfe derer er meint, der vermeintlichen Wirklichkeit näher zu kommen. Als ob es die im Kino gäbe.

Auch So was von da ist so was von da. Gefeiert wird in der Silversternacht auf St. Pauli. Der mit reichlich Absinth runtergespülte Wermutstropfen: Oskar (Niklas Bruhn) muss seinen kultigen Club zusperren, weil er bei Kiez-Kalle (Rotlicht-Zampano Kalle Schwensen spielt sich selbst) Schulden gemacht hat. Außerdem muss er der Gentrifizierung, personifiziert in Hamburgs rechtspopulistischer Innensenatorin (Corinna Harfouch), weichen. Pech in jungen Jahren, aber so alt werden wie die, die es schon sind, will auch niemand. Zum Glück bleibt Oskar immer noch seine verlässliche Clique am Tresen.

Genau, wie man es sich vorstellt

Lass inszeniert das alles genau so, wie man es sich vorstellt. Mit einem schnoddrigen, der Vorlage angepassten Off-Kommentar, Jumpcuts und Splitscreens, mit dröhnendem Score und in grellem Neonlicht. Die Band Grossstadtgeflüster tritt auf, Bela B rettet Oskars Finger vor Kiez-Kalle und wird mit dem Notarzt abtransportiert. Lass hat statt ausgeschriebener Dialoge nur lose Szenen entworfen, den Rest frei improvisieren lassen. Er wolle "den Vibe des Romans als körperliche Erfahrung in den Kinosaal knallen lassen", so Lass. Der Sog, der sich dadurch einstellen soll, saugt aus.

Seinen Pseudorealismus durchbricht So was von da mit Halluzinationen, von denen man nicht weiß, ob sie Oskars Fantasie geschuldet sind, seiner Erinnerung oder den Drogen. Gleich zu Beginn wünscht sich Oskar den Abspann des Films. Aber bis zum Morgen muss es noch weitergehen. (Michael Pekler, 14.8.2018)