Eine Frage treibt Analysten und Anleger gerade besonders um: Ist die Krise in der Türkei nur ein Einzelfall oder geraten auch andere Schwellenländer in deren Sog? An den Finanzmärkten hat der Lira-Absturz bereits Wellen geschlagen: So gerieten der argentinische Peso, der mexikanische Peso und der brasilianische Real am Montag weiter unter Druck. Die südafrikanische Landeswährung fiel zeitweise um fast zehn Prozent – das war der höchste Verlust seit fast zehn Jahren. Auch in Asien kam es an den regionalen Aktienmärkten zu Unruhen und zu teilweise drastischen Kursverlusten.

Doch auch wenn die Nervosität an den Finanzmärkten zum Teil stark zu spüren ist, sehen Experten die Auswirkungen der Krise auf andere Schwellenländer noch begrenzt. "Viele Probleme in der Türkei sind hausgemacht. Die Zentralbank hat den Leitzins trotz Wertverfalls der Währung nicht erhöht. Für die Schwellenländer hat das derzeit nur kurzfristige Auswirkungen", meint Jason Hollands, Geschäftsführer der Finanzberatungsfirma Tilney Group. Vielmehr erhöhe die Krise die ohnehin hohe Nervosität an den Märkten für Schwellenländer.

Flucht der Investoren

Denn Länder wie Argentinien oder Venezuela leiden schon seit einigen Monaten unter der Kapitalflucht ausländischer Geldgeber. Das Muster ist meist ähnlich: Die Länder haben sich mit Fremdwährungskrediten hoch verschuldet, durch einen stärkeren Dollar und steigenden Zinsen in den USA ziehen nun immer mehr Investoren ihre Gelder aus den Schwellenländern ab. Das führt zu einer Abschwächung der Landeswährung, Unternehmen fällt es zunehmend schwer, ihre Kredite in der stärker werdenden Fremdwährung zu begleichen. Hinzu kommen hausgemachte wirtschaftliche Probleme und eine zunehmende Verunsicherung durch den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreit.

Dieser gefährliche Mix zeigt sich in Venezuela in einer seit Monaten andauernden Hyperinflation und einem Präsidenten, der sich mit militärischer Gewalt an der Macht hält. Auch Argentinien, das sich zwar eine milliardenhohe Finanzhilfe vom IWF sicherte, leidet unter einer hohen Verschuldung und Inflation. Nicht zuletzt ist auch die Währung in Russland auf einen Tiefstand gefallen. Der Rubel ist durch die US-Sanktionen und eine hohe Inflation geschwächt. (jp, 13.8.2018)