Seit 32 Jahren ist Söring mittlerweile in Haft. 13 Mal wurde sein Ansuchen auf Bewährung abgelehnt.

Die braune Hornbrille reicht bis zur Mitte seiner Wangen, die Augen sind ausdruckslos nach vorn gerichtet. Jens Söring sieht aus wie ein Nerd aus einem Horrorfilm, der, verstoßen und tyrannisiert, den Mord an seinen Mitschülern plant und sie dann abschlachtet. Aber Das Versprechen (Mittwoch, 22.45 Uhr auf ARD) ist kein Film mit Drehbuch, sondern eine Dokumentation über einen realen Mord. So beginnt auch das anfängliche Bild des kaltblütigen Mörders Söring bald zu wanken.

Über diesen Fall: Im März 1985 wurde das Ehepaar Nancy und Derek Haysom brutal in seinem Haus ermordet. Die gemeinsame Tochter Elisabeth sowie deren damaliger Freund Jens Söring, Sohn eines deutschen Diplomaten in Amerika, gestanden beide den Mord. Söring beteuerte später, er habe aber nur deshalb getötet, um seine große Liebe zu retten.

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Verbrechen aus Liebe?

Die Filmemacher Karin Steinberger und Marcus Vetter zeigen anhand von Zeitzeugen, Gerichtsaufnahmen und Liebesbriefen ein Verbrechen, das aus Liebe geschehen sein soll: aus dem Versprechen heraus, immer für einander da zu sein. Doch trotz literarischer Liebesschwüre wirken die zwei Teenager in den alten Aufnahmen berechnend – nicht wie Personen, die einen Mord durch die rosarote Brille der leichtsinnigen Liebe romantisieren.

Nach rund 25 Jahre tauchen Hinweise auf, denen die Ermittler nie nachgegangen sind – eine abschließende Katharsis bleibt aber aus. Jeder muss selbst ein Urteil bilden und darf den Inszenierungen nicht auf den Leim gehen. Denn Söring weiß, wie er wirkt. Zu Filmbeginn kommt er mit zwei Brillen in einen Raum, setzt sich und fragt: "Welche Brille bevorzugt ihr? Es kommt auf euch an. Es ist euer Film." (Nadine Zeiler, 15.8.2018)