Salzburg – Nur in Dagobert Ducks Tresor muss es schöner gewesen sein: Da klimperten zwischen all den Scheinen auch noch die Golddukaten, dass es dem millionenschweren Geizkragen eine Wonne war. Nachdem 2015 schubkarrenweise die Millionen in die Salzburger Galerie im Traklhaus geleert wurden, war dem lustvollen Geldbaden aber auch keine Grenze gesetzt.

Video zu Kurt Fleckensteins Installation "300 Millionen", 2015
Kurt Fleckenstein

Mit den 350 Millionen 100-Euro-Kunstnoten konnte man aber auch alternativ andere Schweinereien, inspiriert von der Salzburger Landesregierung, aufführen: Statt das Steuergeld zu verzocken, in geheimen Aktien- und Anleihenportfolios zu verspekulieren, bot Künstler Kurt Fleckenstein einen Reißwolf zur wesentlich simpleren Geldvernichtung an.

Dem Erfinder des Darwinismus affig die Zunge rausstrecken? Der Spanier Carlos Aires lädt Geldscheine mit sozialkritischen und politischen Botschaften auf: "Disaster CXII (UK)", 2016.
Foto: Carlos Aires, Courtesy MAM Mario Mauroner Contemporary Art Vienna

Eine perfide Arbeit, die nun in der Ausstellung Geld in der Kunst freilich nicht fehlen darf. Versammelt sind Werke aus und über weltbeherrschende bunte Papierscheinchen. Oft wird dabei an der Eindeutigkeit des nüchternen Geldwertes gekratzt. Wer sollte das auch besser können als Kunst? Schließlich ist ihr Erfolg der monetären Materialisierung ideeller und kultureller Werte geschuldet. Andererseits: Der Wert der Kunst ist – im Grunde so wie der Tauschwert des Geldes – eine gesellschaftliche Übereinkunft.

Michail Michailov: "Butterfly", 2007, Video-Still
Videostill: Michail Michailov

Reibungslos lässt sich die Präsentation in die berühmt-berüchtigte Serie der Traklhaus-Schauen zu Schuhen, Essen, Tieren, Musik oder Stühlen "in der Kunst" einreihen. Trotzdem bildet sie unter diesen im STANDARD oft kritisierten Motivkollektionen eine angenehme Ausnahme. Das liegt nicht am kuratorischen Konzept, sondern an der Natur der Sache. Denn Geld ist wegen seines Symbolgehalts stets mehr als nur Motiv, sondern oft mit ähnlichen, vielfach kapitalismuskritischen Fragen aufgeladen. Nicht immer ist das so eindeutig wie in den Plakaten Klaus Staecks. 1997 legte er dem selbstgerechten Geldverwalter eine Axt in den Koffer und titelte: "Wir machen mit Ihrem Geld was wir wollen, German Bankers Club".

Klaus Staeck: "Am Anfang war das Geld", 1973
Foto: Klaus Staeck

"Geld ist geil wie ein Bock, scheu wie ein Reh", definierte Politiker Franz Josef Strauß. Dem schnöden Mammon wird in Salzburg zur Festspielzeit nicht nur im Jedermann gefrönt. Geld wird angebetet wie religiöse Ikonen, das hat Andy Warhol 1981 mit seinem "Porträt" eines Dollarzeichens sichtbar gemacht. Zum Ausgleich erinnert Robert Zahornicky mit seinen Fotos der grünen George Washingtons daran, dass die Indigenen "Froschhäute" zu den Papierkapitalien sagten.

Robert Zahornicky: "Froschhäute", 1992
Foto: Sammlung Spallart, Salzburg

Mit Millionen und Trillionen lassen sich tolle Headlines machen, wie Gilbert & George vorführen. Manchem lassen die Summen aber auch die Potenz schwellen, was Daniel Spoerri zu spöttischen, mit Geldschnipseln bestreuten afrikanischen Fruchtbarkeitsphalli verleitete. Um die Macht des Geldes zu brechen, eignet sich nicht nur das Schreddern (Timm Ulrichs). Man kann die Noten auch besticken (Carla Degenhardt) oder in Museumswände einmauern (auch Ulrichs). Das so dem ewigen Kreislauf Entzogene liegt dort obendrein so sicher wie in Dagoberts Depot. (Anne Katrin Feßler, 15.8.2018)

Regenten unter sich: Hans-Peter Feldmann lässt Queen Elizabeth II aus der Fünf-Pfund-Note hervortreten. Aber Geld ist im Vergleich zu "Miss Pound" der mächtigere Monarch.
Foto: Hans-Peter Feldmann