Auch wenn Präsident Tayyip Erdogan ein Komplott ausländischer Investoren hinter dem Verfall der türkischen Landeswährung wittert, auf der Gläubigerseite stehen international gut vernetzte Großbanken – Prädikat "too big to fail" – die alles andere als glücklich mit der Entwicklung in der Türkei sind.

Bereits vergangene Woche kam an die Öffentlichkeit, dass sich Aufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) Sorgen um die Engagements mancher europäischer Banken in der Türkei machen, wie die Financial Times mit Berufung auf Insider berichtete. Ausgerechnet in den Eurokrisenländern Spanien und Italien ist die Ansteckungsgefahr am größten: Die Bank-Austria-Mutter Unicredit bekam die Turbulenzen rund um die Lira neuerlich zu spüren. Die größte Bank Italiens kontrolliert 41 Prozent der Tochter Yapi Kredi. Der Handel mit Aktien der führenden türkischen Banken, darunter der Yapi Kredi, Akbank und Isbank, musste am Montag sogar zeitweise ausgesetzt werden, nachdem die Kurse stark eingebrochen waren. Anleger trennten sich jedoch auch direkt von den Aktien der Unicredit an der Mailänder Börse. Laut Analysten von Morgan Stanley sei die Unicredit mit vier Prozent ihres Kreditbestands in der Türkei exponiert.

Spanische BBVA stark betroffen

Mit 13 Prozent ist der Anteil der Türkeikredite bei der spanischen BBVA am höchsten. Der Aktienkurs der zweitgrößten spanischen Bank büßte am Montag ebenfalls ein. Die Papiere der beiden südeuropäischen Institute waren zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp zwei Jahren.

Weniger stark betroffen, aber auch im Blickfeld besorgter EZB-Prüfer und Anleger sind die französische BNP Paribas und die niederländische ING. Insgesamt beläuft sich das Engagement europäischer Banken in der Türkei laut einer Schätzung der ABN Amro auf 143 Milliarden Euro. Das ist aber nur ein Prozent der gesamten Kreditbücher der Branche. Darum gehe von der Situation in der Türkei keine Gefahr einer systemischen Ansteckung für den europäischen Finanzsektor aus, betonen mehrere Analysten.

Nicht nur Banken geraten im Schlepptau der Lirakrise in die Missgunst der Anleger. Der Aktienkurs des türkischen Franchisenehmers für Dominos Pizza stürzte am Montag an der Londoner Börse ab. Ebenfalls starke Verluste verbuchte das Wiener Cateringunternehmen Do & Co, das stark im türkischen Markt involviert ist. (slp, 13.8.2018)