Michael Wollny Trio "Wartburg"

Foto: ACT

Shirley Horn "With Friends"

Foto: Verve

Berliner Philharmoniker "Leonard Bernstein"

Foto: Deutsche Grammophon

Michael Wollny Trio "Wartburg"

Der junge deutsche Hoffnungsträger der Jazzszene schätzt das Poetisch-Zarte. Spieldosenartig sanft beginnt denn auch, was im Trio in Eisenach, im Rittersaal der Wartburg, erspielt wurde. Michael Wollny ist allerdings ein polyglotter Virtuose des Spontanen. Nach und nach wird die Liveaufnahme zum Dokument einer Tastenkunst, die kauzige Ideen ebenso erblühen lässt wie Läufe, deren Impulsivität packt. Als Gast dieser Trio-Einspielung (bei Act) fungiert der französische Sopransaxofonist Emile Parisien. Er ist ein subtiler instrumentaler Orpheus. Mit Wollny reist er mit magischem Ton in emotionale Tiefenbereiche.

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Shirley Horn "With Friends"

Die 2005 verstorbene Sängerin Shirley Horn war eine Balladenvirtuosin. Sie hauchte Songs jene Intimität ein, für die ein Trompeter wie Miles Davis lange Zeit gestanden ist. Auf dieser Compilation (bei Verve) hört man denn auch beide im Dialog. Die Doppel-CD ist aber auch eine Kollaboration mit vielen Kapazitäten. Horn zelebriert ihre Ideen zusammen mit Wynton Marsalis und dessen Bruder Branford. Dabei sind auch Herbie Hancock, Joe Henderson, Toots Thielemans, Ron Carter und Trompeter Roy Hargrove. Dessen subtil melancholischer Dialog mit Shirley Horn bei The Meaning of the Blue ist eine Perle.

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Berliner Philharmoniker "Leonard Bernstein"

Zum bevorstehenden 100. Geburtstag von Leonard Bernstein hat sich Pianist Krystian Zimerman mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle an die Symphony No. 2 The Age of Anxiety gewagt. Das in der Romantik verankerte Werk mit elegischem Melos nimmt Anlauf bei dramatischer Virtuosität und wird dann auch jazzig, verweist auf Gershwins Rhapsody in Blue (in The Masque). Eine elegante Erinnerung an einen Jahrhundertkünstler, die von der Eloquenz der Interpreten lebt. Eingeleitet wird das symphonische Stück von einem Interview mit Bernstein, das man aus den Archiven geholt hat.

Deutsche Grammophon

(tos, 14.8.2018)