Großer Körper, gestreifte Beine – das sind die markantesten Merkmale der tropischen Zeckenart Hyalomma.

Foto: wikipedia/Adam Cuerden/gemeinfrei

Stuttgart – Die tropische Zeckenart Hyalomma mag es heiß und trocken. Durch den Klimawandel fühlen sich die Spinnentiere auch in mitteleuropäischen Gefilden zunehmend pudelwohl. Experten warnen nun, dass sich die Parasiten künftig auch hierzulande ausbreiten könnten. Sieben Exemplare haben Zeckenforscher an der Universität Hohenheim in Stuttgart in diesem Jahr an Pferden und Schafen gefunden. Die Zahl klingt zwar überschaubar, doch bei den Forschern schrillen dennoch die Alarmglocken. Sie befürchten, dass sich die Blutsauger hier etablieren könnten.

Was die Wissenschafter noch beunruhigt: Ein Exemplar trug ein gefährliches Bakterium in sich, Rickettsia aeschlimannii, einen bekannten Erreger des Zecken-Fleckfiebers. "Hyalomma-Zecken haben wir hier in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch nicht erwartet. Bisher gab es lediglich zwei Einzelfunde in den Jahren 2015 bis 2017", erklären die Forscher,

Die vergleichsweise großen Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen waren in diesem Jahr im Raum Hannover, in Osnabrück und in der Wetterau aufgetaucht, vermutlich wurden sie über Vögel eingeschleppt. "Diese Zeckenarten könnten in Deutschland Einzug halten", befürchtet Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. "Wir werden sie in diesem Jahr verstärkt im Auge behalten und bereiten uns darauf vor, ihr in den nächsten Monaten womöglich noch öfters zu begegnen."

Klimaerwärmung fördert tropische Zecken-Arten

Überraschend ist diese Entwicklung für die Expertin allerdings nicht. "Wegen der Klimaerwärmung ist bei uns grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen. Ixodes inopinatus aus dem Mittelmeerraum beispielsweise hat sich inzwischen bis Dänemark ausgebreitet."

Die zentrale Frage sei nun, ob es sich bei den Hyalomma-Zecken nur um einzelne eingeschleppte Exemplare handelt oder sich die Arten hier etablieren. "Bei einer anderen Art, der ursprünglich in Afrika beheimateten Braunen Hundezecke mit dem Namen Rhipicephalus sanguineus, sind Exemplare an Hunden gefunden worden, die ihren Hof nie verlassen hatten", berichtet Mackenstedt. "Damit konnten sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein – ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann."

Gefährlicher Krankheitserreger

Die Verbreitung von Hyalomma müsse künftig genau beobachtet werden. "Wir wissen, wie lang der Zeitraum ist, den die Tiere für ihre Entwicklung benötigen. Damit können wir abschätzen, ob sie sich bei einer weiteren Klimaerwärmung mit zunehmend trockenen und heißen Perioden in Deutschland etablieren können", ergänzt die Zeckenforscherin Lidia Chitimia-Dobler.

Außer Frage steht für die Experten, dass das Auftreten von Hyalomma-Zecken in Deutschland 2018 auf den heißen, trockenen Sommer zurückzuführen ist. "Diese Zecken bevorzugen eine geringere Luftfeuchtigkeit als die bei uns vorkommenden Zeckenarten. In diesem Jahr kommt die hiesige Witterung den Lebensbedingungen dieser Zecken sehr entgegen."

Die Hyalomma-Gattung überträgt zwar nicht FSME und Borreliose, gilt aber als Überträgerin des Hämorrhagischen Krim-Kongo-Fiebers, des Arabisch-Hämorrhagischen Fiebers und einer Form des Zecken-Fleckfiebers. (red, 15.8.2018)