Salzburg – Es ist eine Partnerschaft, die bei den Wiener Festwochen erblühte: In jener nicht allzu fernen Zeit, als Markus Hinterhäuser noch Chef des Wiener Festivals war und nicht Salzburger Intendant, absolvierte Bariton Mattias Goerne in Wien Franz Schuberts "Winterreise". Es umgab ihn das fantasievolle trickfilmartige Assoziationsambiente von Künstler William Kentridge. Hinterhäuser saß bei der intensiven Angelegenheit am Klavier.

Als er nach Salzburg wechselte, nahm er aber Goerne mit, der ein grandioser Wozzeck wurde. Die Inszenierung der Berg-Oper stammte von Kentridge. Dieser ist heuer zwar in Salzburg nicht zugegen. Goerne aber – zur Zeit ist in der Zauberflöte als Sarastro zu hören – findet sich im Haus für Mozart bei seinem Liederabend wieder von Hintehäuser begleitet.

Klingender Samt

Robert Schumann, das zeigt Goerne, liegt ihm mehr als der Kontrahent der Königin der Nacht. Der Liederabend zeigt auch, dass Lyrik und Klang betreffend Goerne ein singulärer Gestalter ist. Es kann "Einsamkeit" (ein Lied nach Nikolaus Lenau op. 90) als Beispiel herangezogen werden: Über die unaufgeregte Poesie des Klaviers lässt Goerne einzelne Worte wie in Klangsamt gehüllt erscheinen; er modelliert Phrasen, als wollte er sie quasi entschweben lassen (bei "Der Einsiedler" op. 83 Nr. 3).

Es ist auch der polternde Dramatiker zu hören (etwa bei "Waldgespräch" oder "Im Walde" nach Joseph von Eichendorf). Ganz bei sich ist Goerne letztlich aber doch bei den melancholischen Liedern wie "An die Türen will ich schleichen" (nach Goethe), dem Hinterhäuser so pointiert wie unaufdringlich atmosphärisch Gewicht verleiht. An einem pausenlosen Abend mit Schumann, dessen Lieder im Vorjahr vom Duo auch auf eine CD gebannt wurden. Unter dem Thema Einsamkeit. (Ljubiša Tošić, 14.8.2018)