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Peter Strzok vor dem Justizausschuss des US-Senats.

Foto: AP/Manuel Balce Ceneta

Es ist ein Rausschmiss, an dem sich die Geister scheiden: Während die Fans Donald Trumps triumphieren, sprechen die Gegner des US-Präsidenten von politisch motivierter Revanche. Peter Strzok, einst ein Spitzenbeamter des FBI, muss nach 21 Jahren in den Reihen der amerikanischen Bundespolizei seinen Hut nehmen.

Die zuständige Personalabteilung hatte zunächst nur empfohlen, ihn herabzustufen und für zwei Monate vom Dienst zu suspendieren, ohne ihn hinauszuwerfen. Der stellvertretende Direktor des FBI ignorierte den Rat und verfügte die Entlassung des 48-Jährigen, unter dem Druck des Weißen Hauses, wie Strzoks Anwalt vermutet.

Peter Strzok: So wenig der Name einem europäischen Publikum sagen mag, in Washington ist er seit Wochen in aller Munde. Spezialisiert auf Spionageabwehr, leitete der Mann aus Michigan die später vom Sonderermittler Robert Mueller übernommene Untersuchung, die herausfinden sollte, ob es zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung geheime Absprachen gab.

Der wichtigste Mann des FBI

Zuvor hatte er Regie geführt, als Agenten die E-Mail-Affäre Hillary Clintons unter die Lupe nahmen, die Nutzung eines privaten Servers für die dienstlichen Mails der einstigen Außenministerin. Im Wahljahr 2016, kann man sagen, war Strzok hinter den Kulissen der wichtigste Mann des FBI.

Doch während er diese Schlüsselrolle spielte, schrieb er auf einem Diensthandy tausende SMS an eine Kollegin, mit der er eine Affäre hatte. In manchen ließ er keinen Zweifel daran, was er vom damaligen Präsidentschaftskandidaten Trump hielt. Mal nannte er ihn einen Idioten, mal einen Deppen. Einmal fragte ihn die Geliebte: "Trump wird doch niemals Präsident werden, stimmt's? Stimmt's?" Darauf Strzok: "Nein. Nein, das wird er nicht. Wir werden das stoppen."

Trumps Verschwörungstheorie

Als der Generalinspektor des Justizministeriums einen Bericht über das Kapitel veröffentlichte und die Zeilen publik wurden, war es Wasser auf Trumps Mühlen. Es war ein gefundenes Fressen, konnte der Präsident doch einer von seinen Anhängern in grellen Farben ausgemalten Verschwörungstheorie neue Nahrung geben: der These, wonach Schattenfiguren des "tiefen Staats" – Geheimdienstler, Ministerialbeamte und eben auch Bundespolizisten – ein Komplott gegen ihn schmieden; wonach sie ihn erst als Präsidenten zu verhindern versuchten und nunmehr alles tun würden, um ihn zu entmachten.

Bereits im Juli, als Strzok in aufgeladener Atmosphäre vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses Rede und Antwort stand, nutzte Trumps Rechtsberater Rudy Giuliani die Gelegenheit, um ein Ende der Russland-Recherchen zu fordern. Sie würden schließlich betrieben von Leuten, die ein "krankhafter Hass" auf Donald Trump antreibe, wetterte der Ex-Bürgermeister New Yorks. Was immer dabei herauskomme, sei die Frucht eines vergifteten Baums.

Dabei war der Inspektor des Justizressorts kurz zuvor zu deutlich differenzierteren Schlüssen gekommen. Strzoks SMS, schrieb er, hätten zwar einen Schatten auf die Arbeit des FBI geworfen, es gebe aber keine Anhaltspunkte dafür, dass die Arbeit des Agenten nicht jederzeit professionell gewesen wäre. Sein Mandant wisse sehr wohl zu unterscheiden zwischen seinem Job und seinen privaten Ansichten, betont nun auch Aitan Goelman, der Anwalt des Gefeuerten.

"Mogelpackung" Strzok

Trump sieht das anders, er wittert die Chance, zum Generalangriff auf die Ermittler der Causa Russland zu blasen. Am Dienstagmorgen ließ er dem Rauswurf binnen kürzester Zeit ein halbes Dutzend Tweets folgen, selbst für seine Verhältnisse eine wahre Twitter-Lawine. Strzok sei eine Mogelpackung, schrieb er, seine Entlassung zeige, dass Muellers Ermittlungen auf einem korrupten Fundament ruhten. "Sie sollten beendet werden, durch ein Gericht oder durch ehrliche Staatsanwälte." (Frank Herrmann aus Washington, 14.8.2018)