Fernando Alonso hat bis dato 303 Grands Prix bestritten, neun kommen noch dazu.

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London – Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso wird seine Karriere in der Formel 1 am Ende dieser Saison nach 17 Jahren zumindest vorläufig beenden. Das teilte sein Rennstall McLaren am Dienstag mit. Offen blieb zunächst, ob der 37-jährige Spanier wie zuletzt spekuliert 2019 in der Indy-Car-Serie in den USA an den Start gehen wird.

Über Alonsos Ausstieg wird seit längerem gemutmaßt. Er möchte unbedingt die sogenannte "Triple Crown" gewinnen, dafür fehlt ihm nach dem Titel in der Formel 1 und dem Sieg in Le Mans (2018) noch ein Erfolg beim Indy 500. "Nach 17 Jahren in diesem unglaublichen Sport ist es Zeit weiterzugehen. Es stehen noch einige Grands Prix auf dem Programm, und ich werde diese mit mehr Hingabe und Leidenschaft als je zuvor bestreiten. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Es gibt neue, aufregende Herausforderungen", wurde Alonso in der McLaren-Aussendung zitiert.

In der Formel 1 gewann Alonso 32 Grands Prix, damit liegt er in der ewigen Rangliste auf dem sechsten Platz. Der letzte Triumph jedoch liegt mehr als fünf Jahre zurück. 2005 war er als 24-Jähriger auf Renault der zum damaligen Zeitpunkt jüngste Weltmeister der Geschichte geworden. Der zweite Titel folgte 2006, ebenfalls in einem Renault. Seine Rückkehr zu McLaren (ab 2015) steht unter keinem guten Stern. Mit dem nicht konkurrenzfähigen Boliden muss sich Alonso seither mit Platzierungen im hinteren Teil des Feldes bescheiden. Die verbleibenden neun Saisonrennen werden für den Asturier nun zu einer Art Ehrenrunde.

Unglückliche Entscheidungen

Dass der Mann, der dem großen Michael Schumacher einst auf Dauer die Grenzen aufzeigen auch aufgrund falscher strategischer Entscheidungen "nur" zwei Titel gewann, verleiht seiner Karriere einen eine tragische Note. Öffentlich geht er mit der schmerzenden Erfolglosigkeit der letzten Jahre erstaunlich sachlich um.

Nach seinen beiden Titeln zog Alonso 2007 zu McLaren und wurde dort von Lewis Hamilton zermürbt. Nach einem Jahr die Flucht zurück zu Renault, doch das Team war nicht mehr dasselbe. Dann nach zwei Jahren der Traum eines jeden Rennfahrers: Ferrari. Doch im Gegensatz zu Schumacher schaffte es Alonso nicht, das Chaos in Maranello in den Griff zu kriegen. Von dem Schock, den Titel 2010 im letzten Saisonrennen leichtfertig dem jungen Sebastian Vettel im Red Bull überlassen zu haben, erholen sich Alonso und die Scuderia nie. Und seit seinem zweiten Versuch mit McLaren folgt eine Demütigung auf die nächste. Tristesse statt Titelrennen.

Jody Scheckter, Weltmeister von 1979, glaubt, dass Alonso, der nicht unbedingt als großer Teamplayer gilt, in seiner Karriere genau das bekommen hat, was er verdient. "Ich glaube, Fernando Alonso wird von den Leuten überschätzt", sagte der Südafrikaner der BBC: "Klar können wir sagen, dieser oder jener Fahrer hatte mehr Glück oder Pech. Aber eines der Probleme von Fernando Alonso war immer, dass er Unruhe in die Rennställe gebracht hat. Und das ist nicht der zielführendste Weg, um WM-Titel zu gewinnen."

Sainz soll kommen

Nachfolger Alonsos bei McLaren soll Carlos Sainz jr. werden. Nach Informationen des TV-Senders ESPN wird der 23-Jährige schon am Donnerstag als neuer Pilot bestätigt und einen Zweijahresvertrag erhalten.(sid, APA, red, 14.8.2018)