Der "Jahrhundertsommer" 2018 (hier der Rhein bei Düsseldorf vor wenigen Tagen) könnte in den nächsten Jahren hitzemäßig noch übertroffen werden. Nach einer Pause der globalen Erderwärmung dürfte nun nach neuen Modellrechnungen eine Phase des besonders raschen Temperaturanstiegs folgen.

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Brest/Wien – Es ist ein Rätsel, das die Klimaforscher bis heute umtreibt, auch wenn man nun einige Antworten hat: Von 1998 bis 2012 stockte die globale Erwärmung, und lange war nicht klar, was der Grund dafür gewesen sein könnte. Das Wissenschaftsmagazin "Nature" sprach vom "größten Rätsel der Klimaforschung". Der Klimareport der Vereinten Nationen IPCC analysierte nüchtern: Die Pause beim Anstieg der globalen Oberflächentemperatur könne (noch) nicht erklärt werden.

Mittlerweile geht man zum einen davon aus, dass die Meere überproportional viel Wärme quasi schluckten; zum anderen wird aber auch immer klarer, dass die durch Treibhausgasemissionen verursachte Erwärmung nicht linear ist. Sprich: Es gibt Phasen, die eher kühler sind, und solche, die besonders heiß sind.

Überproportional heiße Jahre bis 2022

Eine solche Hitzephase steht uns nun bevor, prognostizieren Florian Sévellec (CNRS Brest und Uni Southhampton) sowie Sybren S. Drijfhout (Königliches Meteorologisches Institut der Niederlande) im Fachblatt "Nature Communications". Die beiden Klimaforscher gehen davon aus, dass die Erwärmungspause quasi in ihr Gegenteil umschlagen werde und zumindest bis 2022 global einige überproportional heiße Jahre folgen könnten.

Die von den Forschern entwickelte Prognosemethode verwendet keine traditionellen Simulationstechniken. Stattdessen wird ein statistisches Verfahren zur Suche nach Klimasimulationen des 20. und 21. Jahrhunderts angewendet. Diese wiederum wurden mit Hilfe mehrerer Referenzmodelle erstellt, um "Analoga" der aktuellen Klimabedingungen zu finden und zukünftige Szenarien abzuleiten.

Einfache, aber recht zuverlässige Methode

Sobald der Algorithmus "gelernt" wurde (ein Prozess, der ein paar Minuten dauert), lassen sich Vorhersagen in einigen Hundertstelsekunden auf einem Laptop erstellen. Im Vergleich zu dieser vergleichsweise einfachen Methode benötigen Supercomputer eine Woche mit traditionellen Simulationsmethoden. Dennoch erwies sich die Genauigkeit und Zuverlässigkeit dieses probabilistischen Systems im Vergleich mit den gegenwärtigen Methoden als zumindest gleichwertig – insbesondere, wenn es darum ging, um den Beginn der globalen Erwärmung zu Beginn dieses Jahrhunderts zu simulieren.

Konkret sagt die neue Modellrechnung für die nächsten Jahre voraus, dass die mittlere Lufttemperatur in den Jahren 2018 bis 2022 ungewöhnlich hoch sein könnte – höher als jener Anstieg, der sich aus der anthropogenen globalen Erwärmung ergibt. Das liegt insbesondere an einer geringen Wahrscheinlichkeit von intensiven Abkühlungsereignissen. Zugleich wird die Wahrscheinlichkeit von Hitzeereignissen zunehmen, was zu mehr tropischer Sturmaktivität führen könnte, die sich wieder auf Meeresoberflächentemperaturen auswirkt. (tasch, 14.8.2018)