Whatsapp zählt weltweit 1,5 Milliarden aktive Nutzer.

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Warum noch telefonieren oder eine SMS-Nachricht versenden, wenn man Whatsapp nutzen kann? Diese Form der Kommunikation setzt sich immer stärker durch und verschlimmert den Albtraum der Mobilfunkbranche. In den letzten Jahren haben Messenger zunehmend SMS abgelöst, nun telefonieren auch immer mehr Kunden per App und bringen eine weitere Säule des Mobilfunkgeschäftes ins Wanken.

Vor wenigen Jahren unvorstellbar

Die Mobilfunker haben sich teilweise damit schon offensichtlich abgefunden, nur mehr die Datenleitung zur Verfügung zu stellen. So können Kunden des Marktführers A1 neuerdings Whatsapp und Facebook-Messenger nutzen, ohne das Datenvolumen ihres Tarifs zu belasten. Ein Schritt, der vor wenigen Jahren noch unvorstellbar war. Der damalige A1-Chef Hannes Ametsreiter hatte 2014 heftige Kritik an Whatsapp und anderen Apps geübt, die Umsätze der Netzbetreiber wollen. Diese würden "nie Infrastruktur in Österreich bauen", so seine Warnung.

Mittlerweile nutzt jeder zweite Messenger-Nutzer (51 Prozent) die Anruffunktion der Apps auf seinem Smartphone. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie im Auftrag des deutschen Digitalverbands Bitkom, bei der 1.212 Internetnutzer ab 14 Jahren befragt wurden, darunter 1.074 Nutzer von Messenger-Apps. In Österreich dürfte die Nutzung sogar noch größer sein, da Mobilfunktarife günstiger zu haben sind. Es ist davon auszugehen, dass alsbald auch andere Anbieter Whatsapp ohne Datenverbrauch anbieten. Bei einigen Diskontern wurde das Thema bereits intensiv diskutiert.

"Standardfunktion eines jeden Messengers"

"Immer mehr Apps rüsten die Telefonfunktion nach. Telefonate via Messenger sind für die Nutzer äußerst komfortabel – auch über Ländergrenzen hinweg und ohne Extrakosten, selbst wenn es um den halben Globus geht", sagt Linda van Rennings, Social-Media-Expertin beim Bitkom. "Insbesondere für Jüngere ist die App-Telefonie zur Standardfunktion eines jeden Messengers geworden."

Bei den 14- bis 29-jährigen Messenger-Nutzern in Deutschland verwenden bereits 62 Prozent die Apps auch für Telefonate. Betrachtet man nur die Unter-20-Jährigen sind es sogar bereits knapp acht von zehn Nutzern (78 Prozent). Bei den 30- bis 49-Jährigen drücken 48 Prozent das Telefonhörer-Symbol in ihrem Messenger, bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 44 Prozent, bei den 65-Jährigen und Älteren 43 Prozent. Videoanrufe via Messenger tätigt fast jeder Dritte (31 Prozent). Auch hier sind es vor allem die 14- bis 29-Jährigen mit 42 Prozent.

Mehr als jeder Dritte nutzt Gruppenchat-Funktion

Noch beliebter ist nur die ureigene Funktion eines Messengers, das Versenden von Nachrichten (85 Prozent). Und auch Bilder, Videos, GIFs oder Links werden gern via Messenger versendet (70 Prozent). Sprachnachrichten verschicken 55 Prozent der Messenger-Nutzer. Einen Gruppenchat hat gut jeder Dritte schon einmal erstellt (37 Prozent). Wenig genutzt wird dagegen die News-Funktion der Messenger. Nur 16 Prozent lesen via Messenger News beziehungsweise Eilmeldungen von Nachrichtenportalen. Außerdem werden Messenger fast ausschließlich für die Kommunikation von privat zu privat genutzt. Via Messenger mit einem Unternehmen in Kontakt getreten, etwa mit dem Kundenservice, sind erst 10 Prozent. (sum, 30.8.2018)