Beginn einer wunderbaren Blutsbruderschaft: Max Spielmann und Wolfgang Lesky im Stationentheater "Karl MayBe".

Foto: Bettina Frenzel

Mödling – Karl May selbst war nie an all den Orten, über die er schrieb, egal ob Mexiko oder der Wilde Westen. Nicht nur Winnetou und Old Shatterhand sind frei erfunden. Der sächsische Autor ist nur im Kopf gereist. Das wäre aber halb so nennenswert, wenn er nicht zeitlebens seine Fiktionen als Reiseberichte verkauft hätte.

Und das sehr gut. Die Leser rissen ihm die Geschichten aus den Händen. So bunt und lebendig waren diese Erzählungen von weit entfernten Ländern und fremden Gesellschaften. Bis heute sollen allein auf Deutsch 100 Millionen Exemplare davon gedruckt worden sein.

Mit Schmetterhand

Dieser Faszination erlag auch das Theater zum Fürchten. Mit dem Stück Karl MayBe – Mit Schmetterhand und Silberbüchse heftet es sich dem Leben des Autors sowie seinen Figuren an die Fersen. Das ist wörtlich zu nehmen: Das Publikum durchstreift – im ehemaligen Luftschutzstollen nahe Mödling – einen Parcours aus fantastischen und fanatischen Szenen. 1842 in ärmliche Verhältnisse hineingeboren, schien für May zu Anfang doch alles besser zu werden.

Bis ihm eine Haftstrafe die angestrebte Laufbahn als Lehrer zerstörte. Er schlitterte tiefer in Betrug und Diebstahl, es folgten Jahre in Zuchthäusern und auf der Straße. Wurde er festgenommen, erfand er sich Identitäten – spannendere als die angeborene es war.

Alle 15 Minuten darf eine Besuchergruppe in das Gangsystem des Bunkers von Hinterbrühl einsteigen und für eineinhalb Stunden die Stationen der "erschwindelten Lebensreisen" durchwandern. Die von Bruno Max inszenierte Reise führt nicht nur zum Häuptling der Apachen und seinem Blutsbruder, sondern auch in den Orient. Neben Karl-May-Fans eignet sich der Ausflug übrigens auch für der Hitze Überdrüssige. Es hat im Bunker konstante zehn Grad. (Michael Wurmitzer, 15.8.2018)