Diese ÖBB-Werbung wird unter Rechten in den sozialen Netzwerken diskutiert. Sie wollen die Bundesbahnen in Zukunft boykottieren.

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Eine Werbung der ÖBB sorgt in den sozialen Netzwerken für Aufregung. Auf dem Bild sind zwei Männer mit einem Baby zu sehen, einer der beiden ist dunkelhäutig. Mit der Werbung möchten die Österreichischen Bundesbahnen verdeutlichen, dass die Vorteilscard "für Mütter, Väter, Partner oder Freunde, die mit Kindern unterwegs sind", gedacht ist. Manche rechtsextremen Gruppen rufen nun zu einem Boykott auf. Auch ein Stadtrat der FPÖ aus Amstetten ist mit der Werbung gar nicht einverstanden.

Ungehöriges Posting

Er kommentierte das Bild mit den Worten "Meine ÖBB Vorteilscard werde ich nun definitiv nicht verlängern statt dessen mit der Westbahn fahren. Das ist doch nicht normal! 2 vermeintliche Schwuchteln m Baby und davon noch ein Neger. Mir grausts …". Veröffentlicht wurde das Bild von einem Linzer Gemeinderat der FPÖ. Er postete die Werbung mit den Worten "Ist doch schön oder?".

Besagter Stadtrat ist auch Kammerrat der Arbeiterkammer Niederösterreich und Vorstandsmitglied der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse. Er ist auch für den offiziellen Facebook-Auftritt der FPÖ Amstetten verantwortlich.

Boykottaufrufe gegen ÖBB

Das Posting des Linzer Gemeinderats ist übrigens nicht öffentlich. Teile seiner 2.300 Facebook-Freunde, darunter auch der FPÖ-Stadtrat, kommentierten die Werbung mit den Worten "Krank", "Echt jetzt?" und "Silberstein ist überall..". FMpolitics, eine rechtsextreme Facebook-Seite, die bereits mehrere Male gesperrt wurde, rief außerdem dazu auf, die ÖBB zu boykottieren und ihr auf ihren Social-Media-Auftritten "seine Meinung (bitte höflich) kundzutun".

Grüne fordern Rücktritt

"Dieses Statement ist Homophobie, gepaart mit Rassismus und einem Vokabular der widerlichsten Sorte", kritisierte SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner am Donnerstag das Posting des FPÖ-Politikers in einer Aussendung. "Dass es im Jahr 2018 noch immer notwendig ist, solche grauslichen Aussagen über ein Plakat, mit dem wohl normalsten Motiv der Welt – einer Familie – zu kommentieren, ist wirklich enttäuschend und zeigt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis Homophobie und Ausgrenzung endlich der Vergangenheit angehören."

Es müsse nun Konsequenzen geben, forderte er. Dominic Hörlezeder, Grüner Stadtrat aus Amstetten, forderte den Rücktritt des Stadtrats, denn dieser "hetzt öffentlich gegen Minderheiten bzw. sexuell anders orientierte Menschen". NEOS-Landessprecherin Indra Collini zeigte sich empört über das "koloniale Überlegenheitsgehabe" und erwartete sich ebenfalls "einen raschen Rücktritt ohne die übliche wie peinliche Jammerei auf die linkslinke Jagdgesellschaft".

Vorerst kein Rücktritt

Einen Rücktritt dürfte es vorerst nicht geben. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, dass der niederösterreichische FPÖ-Chef Walter Rosenkranz Weber als "scharfe Maßnahme" einen "schriftlichen Verweis", also eine Ermahnung, erteilt habe. Auch er selbst habe mit dem Stadtrat ein "klärendes Gespräch" geführt, sagte Hafenecker. "Die FPÖ NÖ spricht sich in aller Klarheit gegen dieses Wording aus und verurteilt dieses scharf", betonte er. Derlei Positionen hätten in der FPÖ keinen Platz, meinte auch der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus auf Journalistennachfrage am Rande einer Pressekonferenz.

Stadtrat entschuldigt sich

Mittlerweile hat sich der Stadtrat auch auf Facebook zu seinem Posting zu Wort gemeldet. Er bezeichnet seine Reaktion als "unangebracht" und aufgrund der verwendeten Begriffe "inakzeptabel". "Als konservativer Mensch und Familienvater ist mir das traditionelle Familienbild einfach wichtig", schreibt er. Er gesteht ein, dass er einen Fehler gemacht habe, und entschuldigt sich dafür auch. Zudem kündigt er eine Spende von 1.500 Euro an den gemeinnützigen Verein Licht für Kinder an.

ÖBB unbeeindruckt

Bei den ÖBB gibt man sich von der blauen Kritik jedenfalls unbeeindruckt: "Wir als ÖBB sind natürlich für alle Fahrgäste offen", unterstrich Rieder. "Vielfalt und Gleichstellung sind den ÖBB wichtig und haben seit jeher einen hohen Stellenwert." (dk/APA, 16.8.2018)