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Präsident Keïta gab sich schon beim ersten Wahlgang siegessicher.

Foto: Reuters/Luc Gnago

Fatalismus und Empörung dominieren nach der Präsidentschaftswahl in Mali, dem zentralen Sahelland im Kampf gegen den westafrikanischen Jihadismus. Der seit 2013 amtierende Staatschef Ibrahim Boubacar Keïta (73) wurde nach offizellem Ergebnis wiedergewählt. fast 67,2 Prozent der Stimmen seien auf Keïta entfallen, wie das Verfassungsgericht am Montag mitteilte. Sein Herausforderer Soumaila Cisse (68) erhielt demnach 32,83 Prozent der Stimmen. Nur noch 25 Prozent der Stimmberechtigten, fast die Hälfte weniger als beim ersten Wahlgang, gingen am Sonntag zur Stichwahl an die Urne.

Der unterlegene Herausforderer Soumaïla Cissé (68) sprach bereits am Mittwoch von einer "Diktatur der Wahlfälschung" und wies das Wahlresultat zurück, noch bevor es bekanntgegeben wurde. Die EU-Chefwahlbeobachterin, die Italienerin Cécile Kyenge, räumte "Unregelmäßigkeiten" ein, wollte aber nicht von Betrug sprechen. Oppositionelle kritisierten die EU-Präsenz als "Alibi für die Staatsführung".

Fast 500 Wahllokale blieben jedenfalls geschlossen – offiziell aus "Sicherheitsgründen", auffälligerweise aber vor allem in Cissés Hochburgen im Landesnorden sowie in den Regionen um die Städte Sikasso und Ségou.

Keïta genoss offenbar die Gunst Frankreichs, das seit 2013 im Saharagebiet Nordmalis einen erbitterten Krieg gegen Terrormilizen führt. Die Opposition hält den amtierenden Präsidenten aber für einen Teil des Problems: Seit seiner ersten Wahl 2013 hat er kaum etwas unternommen, um die noch immer hohe Spannung im Land substanziell abzubauen.

Kaum Fortschritte

Dem Friedensabkommen mit den Tuareg von 2015 vermochte Keïta keine Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Auch die von Paris vorangetriebene Bildung der regionalen Einsatzgruppe G5-Sahel mit Soldaten aus Mali, Burkina Faso, Mauretanien, Niger und Tschad macht kaum Fortschritte.

Dass Frankreich dennoch Keïta stützt, lässt sich nicht nur mit dem Festhalten am Status quo erklären. Allerdings verschlimmert sich die Lage in Mali langsam, aber sicher. Nach dem Norden gerät auch die Mitte des Landes, das größer als Frankreich und Deutschland zusammen ist, in den Griff der Gewalt. Die Uno-Mission, die Ausbildungshilfe für die Armee und die G5-Sahel-Truppe vermögen daran nichts zu ändern.

Derweil verarmt die Bevölkerung weiter: Die westlichen Hilfsgelder versickern in den Taschen der Hauptstadteliten. Indirekt fördert das den Vormarsch der Islamisten, die als weniger korrupt als die Behörden gelten. In einzelnen Gegenden haben sie mit ihren sozialen, bürgernahen Einsätzen ganze Ethnien des Vielvölkerstaates auf ihre Seite gebracht. Von der Präsidentschaftswahl bekommen die oft nicht einmal etwas mit. (Stefan Brändle aus Paris, red, 20.8.2018)