Bei der Fußball-WM waren es noch (wenig überzeugende) Doppelgänger. In der Realität könnten Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und Russlands Präsident Wladimir Putin aber auch bald aufeinandertreffen.

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Moskau – In einem Glückwunschtelegramm an Nordkoreas Führer Kim Jong-un hat Russlands Präsident Wladimir Putin sein Angebot für ein persönliches Treffen erneuert. Putin gratulierte seinem Kollegen zum 73. Jahrestag der Befreiung Koreas von japanischer Vorherrschaft und äußerte seine Bereitschaft, "mich in nächster Zukunft mit Ihnen zu treffen, um drängende Fragen der bilateralen Beziehungen und wichtige regionale Angelegenheiten zu erörtern", heißt es in dem Schreiben des russischen Staatschefs.

Eine Einladung an den nordkoreanischen Staatschef hatte der Kreml bereits Ende Mai ausgesprochen, als Außenminister Sergej Lawrow kurz vor dem geplanten Treffen zwischen Donald Trump und Kim Nordkorea einen Blitzbesuch abgestattet hatte, um Russlands Position auf der Koreahalbinsel abzustecken.

Anreise mit dem

Die im Telegramm formulierte Hoffnung auf ein baldiges Treffen ist nur das neueste Indiz dafür, dass Kim beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok erscheinen könnte. Das Wirtschaftsforum findet Mitte September statt, Kim könnte dort relativ problemlos auch mit dem Panzerzug anreisen – ein Fortbewegungsmittel, das schon seine Vorgänger bei Auslandsreisen zumeist nutzten. Für Kim wäre es der erste Besuch in Russland.

Erst im März trat Kim überhaupt seine erste Auslandsreise seiner Amtszeit an. Natürlich ging es nach China. Längst hat das Reich der Mitte für Nordkorea eine größere Bedeutung als der Nachbar im Norden, der einst erst die Kim-Dynastie in Pjöngjang etabliert hat. Doch Moskau hofft, mit dem möglichen Ende der Atomsanktionen in Fernost wieder Fuß zu fassen.

Große Infrastrukturpläne

Er hoffe auf "gegenseitige Kooperation", schrieb Putin und erinnerte Kim an mögliche lukrative trilaterale Projekte. Für Russland sind das vor allen Eisenbahn- und Rohstoffgeschäfte. Der Bau der Transkoreabahn in russischer Schienenspurweite würde die Bedeutung der Transsib steigern.

Schon lange hat Gazprom auch Südkorea als potenziellen Kunden im Auge. Eine Pipeline durch Nordkorea ist nur dann sinnvoll, wenn sich zwischen den beiden Koreas eine pragmatische Kooperation entwickelt. Russisches Gas und Öl könnte Nordkorea zweifellos ebenfalls gut gebrauchen. Bisher verstießen solche Lieferungen aber gegen die Sanktionen. (André Ballin aus Moskau, 15.8.2018)