Dublin – Die Gewerkschaft Verdi hat in einer ersten Verhandlungsrunde mit Ryanair Chancen für eine Lösung im Tarifstreit mit dem Kabinenpersonal ausgelotet. Dabei habe sich die irische Billigfluggesellschaft "in wenigen Punkten bewegt", teilte die Dienstleistungsgewerkschaft am Donnerstag mit. So sei Ryanair bereit, nationale Tarifverträge abzuschließen, allerdings erst bis zum Jahr 2022.

Verdi verhandelt für die rund 1000 Flugbegleiter bei Ryanair in Deutschland.

Die erste Verhandlungsrunde zwischen Verdi auf der einen und Ryanair sowie den Leiharbeitsfirmen Crewlink und Workforce auf der anderen Seite hatte am Mittwoch in Dublin stattgefunden, wo die irische Fluggesellschaft ihren Sitz hat. Laut Verdi will sich Ryanair bis Ende kommender Woche zu weiteren Verhandlungsthemen äußern, danach werde über das weitere Vorgehen beraten. Einen neuen Gesprächstermin gibt es bisher nicht. Von den 1000 Ryanair-Flugbegleitern in Deutschland kommt rund die Hälfte von Leiharbeitsfirmen.

Mehr Geld und Mindeststundengarantie

Verdi fordert für das Kabinenpersonal unter anderem mehr Geld und eine Mindeststundengarantie. Außerdem setzt sich die Gewerkschaft dafür ein, dass das Unternehmen die Sozialversicherungsbeiträge bei saisonalen Freistellungen übernimmt.

Der Billigflieger steht derzeit wegen seiner Arbeitsbedingungen unter enormem Druck der Gewerkschaften, erst in der vergangenen Woche war es wegen Pilotenstreiks in mehreren europäischen Ländern zu Flugausfällen gekommen. Ryanair sieht sich seit längerem Vorwürfen ausgesetzt, seine Mitarbeiter deutlich schlechter zu bezahlen als andere Billigfluggesellschaften. Das Unternehmen weist das zurück.

Juristischer Ärger

Ryanair droht außerdem juristischer Ärger: So reichte das deutsche Fluggastrechteportal Flightright wegen der Streiks Klage gegen den Billigflieger ein. Es bestünden "keine Zweifel", dass Ryanair verpflichtet sei, seinen Kunden Entschädigungen für den Flugausfall zu zahlen, erklärte das Portal. Es argumentiert, dass das Unternehmen den Streik durch jahrelanges Lohndumping selbst heraufbeschworen habe.

Fluggesellschaften werten Streiks allerdings als außergewöhnlichen Umstand – in solchen Fällen stehen Passagieren nach EU-Recht keine Entschädigungen zu. Darauf verwies auch Ryanair: Das Unternehmen komme allen Vorschriften der EU "vollständig nach", erklärte Sprecher Robin Kiely. Die Gewerkschaft, die zum Streik aufgerufen habe, habe "außerhalb der Kontrolle der Fluggesellschaft" gehandelt, andernfalls hätte es auch keine Flugstreichungen gegeben. (APA, 16.8.2018)