Während die Kinoleinwände mit Verfilmungen bekannter und weniger bekannter Comicheldengeschichten überflutet werden, ist das Genre im Videospielsegment nach wie vor kein tragende Säule. Neben der erfolgreichen Batman Arkham-Serie gibt es kaum nennenswerte Projekte. Nicht zuletzt weil Hersteller in der Vergangenheit mit mittelmäßigen Versuchen die Gunst von Millionen von Genrefreunden verspielt haben.

Ein neuer Hoffnungsträger im Hochglanzformat ist Insomniac Games' am 7. September erscheinendes Open-World-Abenteuer "Marvel's Spider-Man". So uncool es ist, den Rechteinhaber im Spieltitel zu haben: Dies könnte dank eines erfahrenen Entwicklerteams, eines ordentlichen Budgets und einer eigenen Geschichte, die nicht an einen Kinofilmstart gebunden ist, wieder mal ein richtig guter Grund sein, virtuell in das Ganzkörperkostüm zu schlüpfen.

In der fünften Videospielumsetzung mimt Peter Parker bereits seit acht Jahren den Spinnenmann. Insofern hat man es mit einem erfahrenen und geschickten Superhelden zu tun, der Bösewichte mit unterschiedlichsten Kräften durch New York jagt, versprechen die Entwickler.

Screenshot: Spider-Man

Der große Storybrennpunkt bleibt Peters Doppelleben und wie er seine persönlichen Verpflichtungen mit seinen Heldentaten unter einen Hut bekommt.

Screenshot: Spider-Man

Die Story setzt an, nachdem Spider-Man Oberbösewicht Wilson Fisk zur Strecke gebracht hat. "Genau in dem Moment, als Peter denkt, alles wird gut, kommt durch dieses Machtvakuum ein neuer Bösewicht ans Tageslicht: Mister Negative und seine inneren Dämonen, was wiederum zur Erschaffung der Sinister Six und dem härtesten Kampf in Peters Leben führt", beschreibt Creative Director Bryan Intihar den Plot.

Screenshot: Spider-Man

Langjährige Anhänger der Comicserie sollen unter anderem mit einer komplett neu geschriebenen Story abgeholt werden. Insomniac, bekannt für die Platformersaga Ratchet and Clank und die Shooterserie Resistance, lässt dafür nicht nur neue Bösewichte antanzen, sondern auch bekannte Charaktere wie Tante May, Mary Jane Watson oder Norman Osborn in neue Rollen schlüpfen.

Screenshot: Spider-Man

"Wir erzählen eine große Superheldengeschichte, eine neue Coming-of-Age-Story von Spider-Man, aber eben auch eine zutiefst menschliche Geschichte über Peter Parker und wie er einen neuen Abschnitt in seinem Leben meistert", so Intihar.

Screenshot: Spider-Man

Eines der zentralen Elemente der Comicserie ist der ikonische Schauplatz New York City. Im Spiel ist der Big Apple als Open-World-Spielpatz angelegt, durch den man sich frei bewegen kann. Zu entdecken gibt es unterschiedliche Stadtteile mit teils realen, teils fiktionalen Sehenwürdigkeiten. Gespickt ist die Welt mit Quests, Verbrechen, Forschungsstationen, Fraktionsbasen und den obligatorischen Sammelgegenständen für Trophäenjäger mit viel Zeit.

Screenshot: Spider-Man

"Wir wollten New York einen eigenen Charakter verleihen und ein einzigartiges Gefühl verpassen. Das bedeutet also, die Stadt nicht 1:1 nachzubauen und dem nachzuempfinden, was die Leute aus Filmen oder Fernsehserien kennen, sondern dem Schauplatz einen großzügigen Marvel-Einfluss zu verpassen", erklärt der Creative Director.

Screenshot: Spider-Man

"Wir wollten auch, dass die Welt mit ihren Bewohnern und Fahrzeugen im Verlauf des Spiels auf Spider-Man reagiert", so Intihar. "Wenn man zum Beispiel zu Beginn des Abenteuers Wilson Fisk besiegt, werden sich die Passanten Spider-Man gegenüber in einer bestimmten Art verhalten. Im späteren Verlauf des Spiels ändert sich das, die Anzahl der Passanten nimmt ab, und wie sie Spider-Man begegnen, passt sich dem Geschehen an."

Screenshot: Spider-Man

Um sich rasch durch die Hochhausschluchten bewegen zu können, greifen Spieler auf bekannte Tricks des Spinnenmanns zurück. So stehen einem eine Vielzahl von Schwing- und Parkour-Moves zur Verfügung. Man kann Spinnenfäden an Gebäuden, Wassertürmen und Dächern befestigen, um ohne Unterbrechung zu schwingen, zu hechten und an Wänden entlang durch die Stadt zu laufen.

Screenshot: Spider-Man

Laut Kreativchef Intihar war Spider-Mans Tarzan-Impression "buchstäblich das Erste, womit wir bei der Entwicklung begonnen haben – eine Spielfigur durch einen sehr frühen Prototyp des Schauplatzes schwingen zu lassen".

Screenshot: Spider-Man

Für den flinken Helden sei dieser Move absolut elementar: "Wie es ist, sich wirklich als Spider-Man zu fühlen, das alles steht und fällt mit dem Schwingen. Vom ersten Tag bis zum letzten Tag der Entwicklung haben wir daran gefeilt und gearbeitet."

Screenshot: Spider-Man

Diese Akrobatik kommt Spider-Man nicht zuletzt im Kampf zugute, bei dem mehrere Kampfmechaniken zum Einsatz kommen. So kann man auf rasche Schlagfolgen im Nahkampf genauso zurückgreifen wie auf Angriffe aus der Luft, Spinnenetze, lautlose Attacken und Hightech-Gadgets.

Screenshot: Spider-Man

Als Wissenschafter hat Peter Parker seine Fähigkeiten in den acht Jahren seit der Transformation weiter ausgebaut, um Upgrades für seine Anzüge zu erstellen und mit eigenen Fähigkeiten auszustatten.

Screenshot: Spider-Man

Den Entwicklern zufolge gibt es dutzende Anzüge zum Freischalten – inklusive Upgrades, Spider-Punk-Anzug und Noir-Anzug. Alle haben eine besondere, austauschbare Fähigkeit und Modifikationen, die individuelle Spielstile erlauben, heißt es in der Beschreibung.

Screenshot: Spider-Man

"Spider-Man ist ein Großmeister der Improvisation. Dieses Gefühl wollten wir dem Spieler vermitteln, mit all seiner Varianz", sagt Intihar.

Screenshot: Spider-Man

"Nahkampf, Spinnennetze, die Umwelt in den Kampf einzubeziehen, lautloses Vorgehen und Gadgets, alles ist dabei und jederzeit nahtlos miteinander kombinierbar. Wie beim Schwingen geht es hier um Spielfluss, um Dynamik. Wir wollen, dass jeder Spieler seinen eigenen Stil beim Kämpfen entwickelt."

Screenshot: Spider-Man

Die größte Herausforderung war Intihar zufolge aber, die innere Zerrissenheit auch dieses Superhelden zum Ausdruck zu bringen. "Ich möchte eine Superheldenfantasie erschaffen und gleichzeitig eine menschliche Geschichte erzählen, die nachhallt. Es wird häufig gesagt, dass Spider-Man immer dann am besten ist, wenn Peters Welt und die Welt von Spider-Man kollidieren. Ich hoffe, dass es sich genauso anfühlt, wenn man das Spiel spielt."

Screenshot: Spider-Man

Peters Tante May arbeitet im Spiel beispielsweise bei F.E.A.S.T., wodurch über kurz oder lang ein Konflikt heraufbeschworen wird. "Das sind Unterkünfte für Obdachlose in New York, die von Martin Li zur Verfügung gestellt werden. Wenn man das Spiel spielt, findet man heraus, dass Martin Li in Wahrheit Mister Negative ist, der Anführer der Inneren Dämonen", erklärt der Kreativdirektor. "Indem man also herausfindet, dass die eigene Tante für den neuen Schurken in der Stadt arbeitet, prallen diese Welten aufeinander."

Screenshot: Spider-Man

Ob Insomniac die Verschmelzung der Comicsaga mit dem spielerischen Gerüst gelingen wird, bleibt gewiss abzuwarten. Dass es gelingen kann, bewies in den vergangenen Jahren vor allem Rocksteadys "Batman Arkham"-Serie.

Screenshot: Spider-Man

Dass hinter beiden Umsetzungen ein fähiges Team steht und die kreative Freiheit, eine eigenständige Geschichte zu erzählen, gibt Grund zur Hoffnung, dass Spielefans auch mit Marvel's Spider-Man ein Superheldenzuckerl serviert bekommen. (zw, 17.8.2018)

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