Jan M. Schäfer und Simone Schlindwein folgen in "Türsteher Europas – Wie Afrika Flüchtlinge stoppen soll" den EU-Geldern

Eine von Sand bedeckte, in einem weißen Pick-up verwesende Leiche ist auf dem Bild zu sehen, das der Mann in die Kamera hält. "Die Sahara ist jetzt ein Friedhof unter freiem Himmel", sagt der Chefredakteur eines nigrischen Radiosenders und erklärt: Weil im Niger die Hauptroute der Migranten mithilfe der EU stärker kontrolliert wird, wählen Schlepper den gefährlicheren Weg durch die Wüste. Mit diesem Foto illustriert der Journalist seinen Vorwurf an die Politik der EU. Diese will afrikanischen Ländern für strengere Migrationskontrolle mehr Entwicklungshilfe garantieren.

Egal auf wessen Kosten

Acht Milliarden Euro will die EU Afrika bis 2020 bereitstellen. Jan M. Schäfer und Simone Schlindwein folgten dem Geld in der Doku Türsteher Europas – Wie Afrika Flüchtlinge stoppen soll (Donnerstag, 22.15 Uhr auf ZDF) unter anderem in den Sudan und den Niger. Während Letzterer als Transitstaat von den Geldern profitiert, verlieren andere Länder. Zum Beispiel Uganda. Das ostafrikanische Land gilt als Vorbild für den Umgang mit Flüchtlingen. Trotzdem bekommt Uganda jetzt weniger Geld pro Kopf als zuvor. Es reicht kaum für die Versorgung. Ein Sprecher der Afrikanischen Union redet von "unbeabsichtigten Konsequenzen". Die EU wolle die Menschen draußen halten. "Egal auf wessen Kosten", sagt er.

Im Norden Ugandas stehen die größten Flüchtlingslager Afrikas. Dort fehlt es an Geld für Essen, Schulen und Ärzte.

Die Dokumentation verweilt nur kurz bei menschlichen Schicksalen, sie widmet ihre Aufmerksamkeit den Verantwortlichen. Die Doku zeigt: Die EU kooperiert für ihr Ziel auch mit Diktaturen. In 45 Minuten werden viele Aspekte der EU-Politik in Afrika angerissen, für Tiefergehendes ist keine Zeit. Offen bleibt: Ist die EU tatsächlich bereit, jeden Preis zu zahlen, um Migration zu stoppen? (Nadine Zeiler, 16.8.2018)