Forscher haben berechnet, dass 90 bis 95 Prozent aller Neuerkrankungen in einer betreffenden Registerregion erfasst werden, liefern Register gute Ergebnisse.

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Der Mensch ist sich selbst am nächsten. "Pech" attestiert man Personen, die krank werden. Genau um dieses vermeintliche Pech geht es, wenn es um die Krankheitsursache geht. Denn was Pech ist, könnte genauso gut von etwas ausgelöst werden, über das Forscher einfach noch nicht Bescheid wissen.

Um die Wirklichkeit einer Erkrankung erfassen zu können, gibt es ein wissenschaftliches Werkzeug, das Register heißt. Für Tumorerkrankungen aller Art ist das deutsche Krebsregister ein Musterbeispiel für die systematische Erfassung von onkologischen Erkrankungen.

Wie häufig kommt eine Krebserkrankung vor? Wie alt sind Patienten bei Diagnosestellung? Welche Therapien werden verabreicht? Mit welchem Effekt? Das deutsche Krebsregister sammelt sowohl epidemiologische Daten zur Bevölkerung als auch klinische Parameter, bildet also auch die Behandlung von Patienten ab.

Riesiger Datenpool

Was einfach klingt, ist eine Meisterleistung an Koordination und Systematik. Jeder Arzt sollte jedem seiner Krebspatienten die genau gleichen Fragen stellen und dies dann in diesen riesigen Datenpool einfließen lassen. Das macht Medizinern Zusatzarbeit – und die größte Herausforderung dabei: Oft dauert es Jahrzehnte, bis aus so einem Register valide Ergebnisse gezogen werden können.

Medizin im 21. Jahrhundert ist die Zusammenschau einer maximal großen Erfahrung. Das können gut geführte Register leisten. Ihre Ergebnisse sind für onkologische Patienten dann lebensverändernd.

Die Krux: Nur wenn 90 bis 95 Prozent aller Neuerkrankungen in einer betreffenden Registerregion abgebildet sind, liefern Register gute Ergebnisse. Zu den größten Hürden zählen stark föderalistische Systeme, in denen entgegengesetzte Interessen Registerplänen zuwiderlaufen.

Fragen wie: "Wer leitet das Projekt? Wo ist es angesiedelt? Wer finanziert es?" können ambitionierte Projekte im Ansatz zum Erliegen bringen. Das ist schade: Denn am Ende sind es statistische Auswertungen, die aus dem "Pech" einer Krebserkrankung eine rationale Erklärung für die Krankheitsursache ermitteln könnten. (Karin Pollack, CURE, 11.1.2019)