Lungenkrebs ist eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen.

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Lungenkrebs zählt zu einer der häufigsten krebsbedingten Todesursachen – und die Zahlen steigen noch. Der Bedarf, mehr über die Entstehungsmechanismen des Tumors zu erfahren, ist also groß. Forscher rund um den Grazer Pathologen Johannes Haybäck haben mit internationalen Kollegen neue Einblicke gewinnen können. Demnach spielt dabei ein sogenannter eukaryotischer Initiationsfaktor (eIF) eine wichtige Rolle.

Weltweit rund 1,8 Millionen Lungenkrebs-Neudiagnosen und 1,6 Millionen Todesopfer jährlich belegen den Bedarf an neuen Therapien gegen das Lungenkarzinom. Experten suchen nach Strategien, um der hohen Sterblichkeit mit Prävention, Früherkennung und Therapiekonzepten begegnen zu können.

"Um neue Behandlungsstrategien zu entdecken und die Prognose von an Krebs erkrankten Personen zu verbessern, ist ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen bei Krebserkrankungen notwendig", meint Johannes Haybäck, Leiter der Translational Medical Research Group am Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie der Med-Uni Graz.

Hier sind die Forscher offenbar einen Schritt weitergekommen: Ihre Ergebnisse haben sie jüngst im "European Journal of Cancer" veröffentlicht.

Wichtig für zelleigene Proteine

Von der Hauptform der Erkrankung, dem nichtkleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC), sind bis zu 90 Prozent der Patienten betroffen. Die Tumorentwicklung ist komplex und zum Teil noch unverstanden.

Hier setzte die Arbeit von Nadine Gantenbein, eine junge Wissenschafterin in der Forschungsgruppe von Haybäck, an. Sie hat sich jene Hilfsfaktoren, die zur Proteinsynthese, der Translation, notwendig sind, genauer angesehen. Sie werden eukaryotische Initiationsfaktoren (eIF) genannt. Bei diesem Prozess in der menschlichen Zelle wird die genetische Information der bereits abgelesenen DNA in Proteine übersetzt.

"Besagte Faktoren spielen in der Zelle eine äußerst wichtige Rolle, da sie essenziell für die Herstellung von zelleigenen Proteinen sind", so Gantenbein. Eukaryoten – also alle Lebewesen inklusive der Menschen, deren Zellen einen Zellkern besitzen – benötigen eine große Zahl solcher Faktoren. In dieser Gruppe von Eiweißstoffen gibt es mehr als 30 Untereinheiten, die ineinandergreifen, damit die erste Phase der Translation gestartet werden kann.

Krebszellen vermehren sich extrem schnell, und die Produktion von neuen Proteinen, die als Bausteine für neue Zellen dienen, sei daher verstärkt aktiviert. "Man weiß heute, dass eukaryotische Initiationsfaktoren vermutlich aus diesem Grund an verschiedensten Krebsarten beteiligt sind, erklärte Gantenbein.

Bei den Untersuchungen, die sie gemeinsam mit der Forschungsgruppe vom an der Med-Uni Graz angesiedelten Gottfried-Schatz-Forschungszentrum um Wolfgang Sattler durchgeführt hat, zeigte sich, dass speziell "eIF6" eine bedeutende Rolle bei der Erkrankung spielen dürfte.

Hier habe sich ein Zusammenhang zwischen dem Faktor und Patienten mit geringer Überlebensrate gezeigt. "Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass eine Hemmung von eIF6 in Tumorzellen zu einer Hemmung im Zellwachstum führt und die Zellen in den programmierten Zelltod schickt." Ob der Faktor tatsächlich das Potenzial für einen Lungenkrebs-Marker hat, sollen nun weitere Untersuchungen der Forscher zeigen. (APA, red, 22.8.2018)