Ex-CIA-Direktor bestätigte Anfang 2017, damals noch im Amt, als Erster, dass nach Sicht der Geheimdienste Russland die US-Wahl beeinflusst habe. Nun übt Präsident Trump subtile Rache.

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Die Sätze, die ihm zum Verhängnis wurden, sagte John Brennan spätabends in einem TV-Studio. Der Nachrichtensender MSNBC, das linksliberale Pendant zum rechtskonservativen Kanal Fox News, hatte den Ex-CIA-Direktor zugeschaltet, auf dass er Donald Trumps neueste Tiraden kommentiere. Es ging um Omarosa Manigault Newman, bis vor acht Monaten die ranghöchste Afroamerikanerin im Weißen Haus, nun Autorin eines beißend kritischen Buches über den Mann, der sie vor Jahren in seine Reality-Show "The Apprentice" geholt hatte. Trump, ihr früherer Mentor, hatte sie in einem Akt der Rache als "Hündin" beschimpft, und Brennan wurde deutlich. Grimmig sprach er von einem Präsidenten, der mit seinen Schimpfwörtern und seiner Missachtung der Würde dem Ruf seines Amtes schade.

"Er ist, glaube ich, der polarisierendste Präsident, den wir je hatten. Er schürt Hass, Feindseligkeit und Missverständnisse zwischen Amerikanern." Trump gehe es nur darum, dem harten Kern seiner Anhänger rohes Fleisch vorzusetzen, will heißen: seine Fans in ihren Vorurteilen zu bestätigen.

Expertise beibehalten

Die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten. Schon am nächsten Tag, am Mittwoch, verkündete Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders, Brennan werde seine Sicherheitsfreigabe verlieren, die Berechtigung, vertrauliche Dokumente der Regierung zu lesen. Dass ehemalige Geheimdienstchefs auch dann noch Geheimberichte erhalten, wenn sie ihren Posten verloren haben, ist eigentlich selbstverständlich. Veteranen wie Brennan sollen in der Lage sein, ihre Nachfolger, wenn sie denn gefragt werden, jederzeit kompetent zu beraten.

Vermutlich geschah es aus einer Laune heraus. Man weiß, dass Trump ausdauernd fernsieht, man weiß, dass er bisweilen aus dem Stegreif Entscheidungen trifft. Brennan wiederum, neuerdings bei MSNBC unter Vertrag, war erst Antiterrorberater und dann CIA-Chef Barack Obamas: Das reicht schon, um bei Trump auf Misstrauen zu stoßen. Zudem war es Brennan, der einst offiziell bestätigte, dass sich die russische Regierung in den Wahlkampf des Jahres 2016 eingemischt habe.

Trump führt eine Liste

Trump sortiert ihn in die Lade derer, die sein Team – aus seiner Sicht zu Unrecht – verdächtigen, 2016 insgeheim mit dem Kreml kooperiert zu haben. Die Zweifel an der Legitimität seines Wahlsieges säen und nun nicht loslassen können. Leute, die eine Art Staat im Staate bilden und sich gegen ihn verschworen hätten.

Außer Brennan gehören in seinen Augen zum Kreis der Verdächtigen: der von ihm gefeuerte FBI-Chef James Comey, Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice, der ehemalige Geheimdienstkoordinator James Clapper sowie Michael Hayden, einst Direktor der CIA und der NSA. Auch ihnen könnte der Präsident demnächst die Sicherheitsfreigabe entziehen. Die Namen, teilte das Weiße Haus mit, stehen bereits auf einer entsprechenden Liste. Was die Genannten miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass sie sich nicht scheuen, Kritik an Trump zu üben. "Ich traue vielen dieser Leute nicht", begründete er in einem Interview mit dem "Wall Street Journal", warum er eine solche Liste erstellen ließ. "Ich glaube, sie spielen ein doppeltes Spiel." (Frank Herrmann aus Washington, 17.8.2018)