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Eigentlich wollte der Autobahnbetreiber Atlantia zum weltweit größten Player in der Branche werden. Die Drohungen der italienischen Regierung könnten das verhindern.

Foto: REUTERS/Max Rossi

Mailand – Die populistische Regierung in Rom will Atlantia, zu der Autostrade per l'Italia gehört, die bis 2042 gültige Lizenz für den Betrieb der Autobahnen entziehen. Außerdem bestätigte Regierungschef Giuseppe Conte, dass die Unternehmensführung zurücktreten soll. Nicht sicher ist, ob der Lizenzentzug nur für die Autobahn A10 bei Genua (50 Kilometer) oder für alle von Atlantia betriebenen Autobahnen (3.000 Kilometer) gelten soll.

In einer Unternehmensmitteilung ließ Atlantia wissen, dass man derzeit nicht wisse, was den Brückeneinsturz verursacht habe. Auch seien keine im Lizenzvertrag vorgesehenen staatlichen Kontrollen des Autobahnbestandes vorgenommen worden. Angeblich soll der Lizenzentzug bis zu 20 Milliarden Euro kosten. Inzwischen hat sich Vizepremier Luigi Di Maio geweigert, mit der Eigentümerfamilie Benetton zu verhandeln. Ein Rechtsstreit bahnt sich an.

Kurssturz der Aktie

Die populistische Regierung peilt zweifellos eine Wiederverstaatlichung des Autobahnbetriebs an. Angeblich soll die staatliche Straßenbaugesellschaft Anas zum neuen Betreiber ernannt werden. Atlantia muss möglicherweise bei den hochgesteckten Plänen, zum weltweit größten Autobahnbetreiber zu avancieren, zurückstecken. Erst kürzlich hat der Konzern den spanischen Autobahnbetreiber Abertis übernommen und sich an der deutschen Baugesellschaft Hochtief beteiligt. Der Deal sollte im Herbst abgeschlossen werden. Nun, da die Rechtmäßigkeit des Autobahnbetriebs in Italien infrage gestellt wird, könnte die angepeilte Hegemoniestellung gebremst werden.

30 Prozent des Atlantia-Kapitals werden von der Edizione-Holding der Unternehmerfamilie Benetton kontrolliert, weitere 45 Prozent befinden sich in Händen von Kleinaktionären. Ausländische Investoren wie etwa Blackrock, der Staatsfonds von Singapur (GIC) und die Bank HSBC halten ebenfalls Anteile. Am Donnerstag kam es zu einem Kurssturz der Atlantia-Aktien von bis zu 25 Prozent in Mailand. Fünf Milliarden Euro Kapitalisierung gingen verloren.

Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz von Atlantia auf knapp sechs Milliarden Euro. Davon stammten 4,2 Milliarden Euro aus Autobahngebühren. Der operative Gewinn lag bei 2,6, Milliarden, der Nettogewinn bei 1,4 Milliarden Euro. Der Atlantia-Chef Giovanni Castelucci ließ wissen, dass der Gewinn bei einer derart kapitalintensiven Gesellschaft kein maßgebender Indikator sei. Die Gesellschaft hat in den vergangenen zehn Jahren zwei Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet. (tkb, 16.8.2018)