Webster Steinhardt, Karsten Wollny
Vegan kacken!
Schwarzkopf und Schwarzkopf 2017
264 Seiten, 10,30 Euro

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Zweifellos essen die Menschen zu viel Fleisch, vor allem Billigware aus Massentierhaltung. Plumpe Polemik wird daran aber sicher nichts ändern.

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Webster Steinhardt ist Möbelpacker, die Hälfte seines Lebens ernährte er sich vegetarisch, seit rund acht Jahren trägt der 52-Jährige das Etikett "vegan". Trotzdem mag er es deftig. Das zeigt schon der Titel seines Buchs, das er gemeinsam mit seinem Kollegen Karsten Wollny geschrieben hat. "Vegan kacken!" nennt er es. Sein Credo: Vegane Ernährung darf nicht zum hippen Lifestyle verkommen, schließlich geht es beim kulinarischen Verzicht auf Tiere um nichts weniger als die Rettung der Welt.

Steinhardt will nicht missionieren, stellt er in der Einleitung klar. Auch vom Schubladendenken hält er nichts. Das Sein wird ersetzt durch die Ernährungsweise: "Ich bin Veganer. Punkt", schreibt er. Nein, Schubladen sind nicht die Sache des Möbelpackers. Für ihn gibt es nur Schwarz oder Weiß. Fleischesser und Menschen, die Tiere lieben. Vegan sein setzt der Autor gleich mit "das Richtige tun". Wer Fleisch isst, frisst Mist, wird fett und krank. So einfach kann die Welt sein.

Wenig fundiert

Sein Totschlagargument: die Abgründe der Massentierhaltung. Das ist sicheres Terrain, auf dem Steinhardt seine Schimpftiraden abfeuern kann. Im Zentrum stehen seine eigenen Befindlichkeiten, andere Quellen bleibt er weitgehend schuldig.

Wer sich fundiert mit dem ökologischen und ökonomischen Wahnsinn der Fleischindustrie auseinandersetzen will, hat deutlich Besseres verdient. Etwa "Tiere essen" (Jonathan Safran Foer) oder "Tiere denken. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen" (Richard David Precht). "Vegan kacken!" hat nicht einmal das Zeug zur Klolektüre. (Günther Brandstetter, 18.8.2018)