Präsident Putin auf "Arbeitsbesuch" bei Außenministerin Karin Kneissls Hochzeit. Der STANDARD liefert aktuelle Eindrücke.

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Tanzen anders: Kneissl und Putin bewegten sich in Gamlitz.
Foto: Roland Schlager/Pool via Reuters

16:45 Uhr: Mittlerweile hat Wladimir Putin österreichischen Boden wieder verlassen. Um 16.23 Uhr hob die Maschine mit dem russischen Präsidenten an Bord vom Grazer Flughafen Talerhof ab. Putin befindet sich auf dem Weg nach Berlin, wo er am Abend mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel zusammentreffen soll.

15:30 Uhr: Wladimir Putin hat Gamlitz verlassen. Nach dem Kurzauftritt samt Überbringen eines Blumenstraußes stieg der Präsident wieder in sein Auto und ließ sich zum Flughafen chauffieren. Nächster Halt: Berlin.

14:20 Uhr: Es ist geschehen und keiner hat ihn gesehen. So könnte man Putins Auftauchen in Gamlitz beschreiben. Putin ist mitsamt Begleitung an den Zaungästen gut abgeschirmt vorbeigerauscht – in schwarzen Kastenwägen. In der nämlichen Anonymität wird er wohl in Kürze wieder aufbrechen. Zunächst Richtung Flughafen Graz und von dort Richtung Berlin, wo er am Abend zu einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel auf Schloss Meseburg erwartet wird.

Das Video von Christian Fischer.
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Kurz vor ihm war auch noch der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eingetroffen. Kneissl und ihr Mann Wolfgang Meilinger fuhren gemeinsam mit ihren Trauzeugen in einer Pferdekutsche bei der Trauungs-Location vor – gefolgt von zwei geschmückten Traktoren mit Anhängern, auf denen Hochzeitsgäste auf Bänken Platz genommen hatten. Von einem der beiden Anhänger winkte auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) den Schaulustigen entlang der Straße zu. Kanzler Kurz sowie Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zogen die Fahrt mit ihren Dienstfahrzeugen vor.

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Der Putin-Konvoi in Anfahrt auf Gamlitz.
Foto: AP Photo/Ronald Zak

Putin überreichte der Braut, die ihn vor dem Eingang vom Gasthof Tscheppe erwartete, einen Blumenstrauß, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Mit in seinem Auto reiste die Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Ex-First-Lady und Ex-Russland-Botschafterin Margot Klestil-Löffler. Kurz nach Putin traf auch der Don-Kosaken-Chor ein, den Putin mitgebracht hatte.

14:10 Uhr: Kurz nach der Landung der zweiten russischen Regierungsmaschine hat sich am Samstagnachmittag eine umfangreiche Eskorte aus Limousinen und Kleintransportern vom Flughafen Graz in Bewegung gesetzt. Für die Abfahrt der von Blaulichtfahrzeugen und einem Polizeihubschrauber begleiteten Eskorte wurde die Zufahrt zum Airport abgeriegelt.

Strache würde Salvini einladen.
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Ebenfalls in beide Richtungen gesperrt wurde die A9 Pyhrn-Autobahn zwischen Kalsdorf und der Abzweigung Vogau/Straß. Die Hochzeitsgesellschaft in der Steiermark wartet schon heftig auf den russischen Präsident.

13:30 Uhr: Eine zweite russische Regierungsmaschine ist auf dem Flughafen Graz-Thalerhof gelandet.

13:15 Uhr: Der große Tag von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) und ihrem zukünftigen Mann Wolfgang Meilinger hat am Samstag in Gamlitz mit einem Sektempfang begonnen. Zu Ziehharmonikaklängen trafen Gäste wie Heinz-Christian Strache, Mario Kunasek und Norbert Hofer (alle FPÖ) ein. Viele kamen in Tracht, ebenso wie das Brautpaar selbst.

Die Hochzeitsgesellschaft in der Steiermark wartet schon heftig auf den russischen Präsident.
Foto: Christian Fischer

12:00 Uhr: Noch ist kein russischer Präsident zu sehen. Laut Austria Presseagentur ist die Präsidentenmaschine aber in Graz gelandet. Die Hochzeit soll erst um 15 Uhr stattfinden. Vizekanzler Heinz-Christian Strache ist schon eingetroffen – und vorbeigehuscht. Noch weiß man immer noch nicht genau, wie der russische Präsident in die Steiermark kommen wird – ob mit dem Hubschrauber, oder mit dem Auto, oder ob überhaupt. Auch Ministerin Kneissl fährt in der Kutsche vor.

Der Präsident ist noch nicht da, Ministerin Kneissl schon.
Foto: Fischer

11: 00 Uhr: Verteidigungsminister Mario Kunasek, der als erster der gratulierenden Ministerriege in Gamlitz mit dem Dienstwagen vorfährt, verteidigt den Besuch Putins bei der Hochzeit: "Es ist eine unberechtigte Kritik, sondern eine große Ehre für Österreich und auch die Steiermark. Wir sollten mehr Freude mit Karin Kneissl haben und weniger aufgeregt sein. Es ist und bleibt ein privates Fest." Aber natürlich könne man auch die offizielle Komponente nicht klar davon trennen.

Als Hochzeitsgeschenk habe er einen "Gutschein vom Lagerhaus" für Kneissls Vierbeiner mitgebracht.

10:45 Uhr: Selbst kurz vor Beginn der Hochzeitsfeierlichkeiten ist noch immer unklar, wann und wie Präsident Putin zum Fest in die Südsteiermark kommen wird. "Es steht noch nicht fest, auf welchem Weg er anreisen wird", sagt der vor Ort stationierte steirische Polizeisprecher Fritz Grundnig. Es gebe mehrere Varianten. Letztendlich sei gar nicht sicher, ob Putin überhaupt zum Hochzeitslokal "Tscheppe" kommen werde. "Es kann auch zehn Minuten zuvor abgesagt werden", sagt Grundner.

Dann wäre natürlich der Aufwand vergeblich. Hier steht man bereit.
Foto: Christian Fischer

Aber natürlich müssten ganz besondere sicherheitstechnische Vorkehrungen getroffen werden, immerhin sei Putin aktiv in Krisenregionen tätig und daher auch potenzielles Ziel von Anschlägen.

10:30 Uhr: Er sei extra aus Deutschland hierhergekommen, sagt der Korrespondent eines kleines bayrischen Pressedienstes: "Wissens, ich mach gern ein bissl Exotisches für mein Blatt". Und die Hochzeit der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl, zu der sogar Russlands Präsident Putin anreist, zählt für ihn ausdrücklich dazu.

Im südsteirischen Gamlitz, der ersten Station der Hochzeitsgäste, vor dem Gasthof Wratschko, dem Lokal des langjährigen ÖVP-Bürgermeister, steht eine Gruppe Schweizer Touristen. Darunter eine gebürtige Grazerin, sie schüttelt den Kopf: "Naja, von mir aus soll er kommen der Herr Putin. Im Thermenhotel hat man uns erzählt, er würde ja öfters hierher kommen, inkognito, natürlich. Was mich aber stört: wieso soll das alles der Steuerzahler zahlen?" Ihr Gatte schaltet sich ein: "Das ist wie bei uns in Davos, da müssen auch wir immer alles zahlen, für die Sicherheit der Gäste". "Naja", ergänzt die Touristin mittleren Alters: "Er ist sicher net mein Freund, der Putin. Er und der Trump: Beide sind mir suspekt".

Hier die "Kutsche" für Ehrengäste.
Foto: Christian Fischer

Indessen kreisen erste Hubschrauber über Gambits, der ersten Station der Hochzeitsfeier, Der langjährige ÖVP-Bürgermeister Wratschko hat zum Umtrunk geladen, von hier aus wird das Brautpaar samt Gästen mit einem Hochzeitstraktor- eine von einer aufgemascherlten Zugmaschine geführter Waggon – zum Hochzeitslokal, der Buchenschank Tscheppe fahren.

Dort wird auch Gast Putin eintreffen. Das Areal wurde bereits großräumig abgesperrt.

Auch die Sicherheitskräfte machen sich bereit.
Foto: Christian Fischer

Er kommt über Graz. Nein, vielleicht landet er doch im nahen slowenischen Maribor. Oder nimmt er den Hubschrauber? Russlands Präsident Wladimir Putin hielt die lokalen Sicherheitsbehörden bis zuletzt auf Trab.

Beinah stündlich änderte sich am Freitag der Informationsstand, es könne durchaus sein, dass letztlich alles wieder ganz anders verlaufe, hieß es bei der Polizei in der Steiermark. Doch nun gilt: Putin wird mit einer Privatmaschine am frühen Vormittag am abgeriegelten Flughafen Graz landen und entweder per Hubschrauber oder mit dem Auto kurz vor Mittag ins südsteirische Weinland aufbrechen – zum "Arbeitsbesuch", wie es offiziell heißt, mit Außenministerin Karin Kneissl in die Buschenschank Tscheppe. Sie feiert dort ihre Hochzeit. Dann reist er weiter: Zu Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Berlin.

Donkosaken in den Weinbergen

Und weil Putin eben auch Hochzeitsgast ist, nimmt er als Geschenk zehn Donkosaken mit, die dem Ehepaar ein Ständchen in den Weinbergen darbieten werden. Für die Anrainer wird es aber nichts zu hören geben, denn die Polizei hat rund um das Gasthaus ein Platzverbot verhängt.

Rund hundert Gäste werden zu der Trauung erwartet, darunter Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Der Gastauftritt Putins dürfte jedenfalls nur kurz ausfallen, er muss gleich weiter zum Treffen mit Merkel.

Aber was ist es nun? Ein privates Fest der Außenministerin, zu dem sie eben auch den russischen Präsidenten eingeladen hat, oder doch ein offizieller Termin? Beides, heißt es im Außenministerium. Im Rahmen der Hochzeit werde es auch ein "Arbeitsgespräch" geben. Medientermin sei aber keiner vorgesehen. Ein Fotograf der Austria Presseagentur dürfe einige Bilder machen.

Die Buschenschank Tscheppe in der südsteirischen Idylle wird für normale Bürger abgesperrt: Rund hundert Personen zählt die exklusive Gästeliste für die Hochzeit Karin Kneissls.
Foto: Vidic

Zu Diskussionen, dass diese private Feier einen teuren Einsatz der Sicherheitskräfte nach sich ziehe, heißt es im Ministerium, dass es keinen Unterschied mache, ob ein "besonderer Gast" privat oder offiziell komme. Der Sicherheitsaufwand richte sich "nach der Besonderheit des Gastes". Ein Staatsoberhaupt genieße eben Schutz. Es gebe hier durchaus historische Beispiele: Der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Kohl habe "jahrelang am Wolfgangsee Urlaub gemacht und wurde von der österreichischen Polizei beschützt", argumentiert das Außenministerium.

"Provokation europäischer Dimension"

Innenpolitisch liefern sich die Parteien einen Schlagabtausch, seit Putin seine Zusage gegeben hat. Der rote Klubchef Andreas Schieder monierte am Freitag, dass Kneissl "ihre Privatangelegenheiten mit offiziellen Agenden der Republik" vermische. FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus schoss zurück: Schieder inszeniere aus einer privaten Hochzeitseinladung eine Staatskrise. Die rote EU-Abgeordnete Evelyn Regner ortet im Putin-Besuch "eine Provokation mit europäischer Dimension". Außenpolitisch meldete sich der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin via Twitter zu Wort: "Ich kommentiere das Gesellschaftsleben gewöhnlich nicht. Aber wenn sich das österreichische Außenministerium schon gezwungen sieht, sich angesichts eines 'privaten' Besuchs zu rechtfertigen und zu versichern, dass der außenpolitische Kurs unverändert bleibt, dann ist das schon eine interessante neue Form, die ein trauriges Lächeln hervorruft", schrieb Klimkin.

Einer kommt jedenfalls nicht zur Hochzeit: US-Botschafter Trevor Traina, der wurde nämlich nicht eingeladen – so wie auch kein anderer offizieller Vertreter der USA, wie der STANDARD in Erfahrung brachte. (Katharina Mittelstaedt, Walter Müller, 18.8.2018)

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