Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) ermittelt in der Neonaziszene – "Polizeiruf 110" aus München am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

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Gleich vorneweg: Gemütlich wird es am Sonntagabend nicht. "Sein Kopf war so weit nach hinten gebogen, dass die Wirbel aus der Halswirbelsäule rausgebrochen sind", beschreibt Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) die Leiche eines von Neonazis zu Tode geprügelten Flüchtlings.

Und ergänzt lapidar, dass der junge Mann, falls er überlebt hätte, von seiner Querschnittslähmung aber nichts mitbekommen hätte. Denn: "Sein Hirn schwamm in einem See aus geronnenem Blut."

Doch nicht nur Worte sind es, die in Meuffels vorletztem Fall Das Gespenst der Freiheit unter die Haut gehen. Der Polizeiruf zeigt in aller Grausamkeit Neonazis, die sich durch ein düsteres München prügeln und die scheinbar niemand aufhalten kann – und will.

Die selbstherrlichen Typen haben offenbar Narrenfreiheit, was der Staatsanwalt so begründet: "Vier Deutsche im Knast wegen einem Ausländer ..." Schwierig, das komme bei der Bevölkerung nicht gut an. Der kultivierte Meuffels mit handgenähten Schuhen wirkt wie ein Relikt aus ferner Zeit und versucht dennoch herauszufinden, was geschehen ist.

Ins Handwerk pfuscht ihm ein besonders unguter Vertreter des Verfassungsschutzes (wunderbar: Joachim Król), der sich mit Meuffels einen bizarren Wettkampf um die Seele eines jungen Mannes liefert.

Die Frage "Wer war es?" erübrigt sich in diesem Polizeiruf und wird zudem von einer ganz anderen überlagert, die man lange nicht aus dem Kopf bekommt: Ist es wirklich so schlimm? Oder bald schon?

Fast wünscht man Meuffels für seinen letzten Fall, der 2019 zu sehen sein wird, eine vergleichsweise harmlose Beziehungstat – und sich selbst auch. (Birgit Baumann, 18.8.2018)