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Die Terrormiliz Boko Haram zwingt im Nordosten Nigerias immer noch zahlreiche Menschen in die Flucht.

Foto: REUTERS / Afolabi Sotunde

Abuja/Wien – Ärzte ohne Grenzen hat auf eine "besorgniserregende humanitäre Situation" für Vertriebene im Nordosten Nigerias reagiert. Wie die Hilfsorganisation am Freitag mitteilte, startete sie in der Stadt Bama im Bundesstaat Borno ein Nothilfeprogramm für Kinder. Das sei dringend nötig gewesen, denn allein zwischen 2. und 15. August seien dort 33 Kinder in einem total überlasteten Aufnahmelager gestorben.

"Weit mehr als 6.000 Menschen schlafen derzeit im Freien ohne Schutz vor Hitze, Regen und Mücken", erklärte Katja Lorenz von Ärzte ohne Grenzen in Abuja. "Die Menschen haben nicht einmal grundlegende Utensilien, um ihre Nahrungsmittelrationen zu kochen. Es gibt auch nicht ausreichend Wasser, um den Mindestbedarf zu decken. Viele Kinder sind bereits bei ihrer Ankunft in einem kritischen Zustand. Die unzureichende Hilfe und der mangelnde Zugang zur Gesundheitsversorgung verschlechtern ihren Zustand weiter."

Umgehende Hilfe gefordert

Ärzte ohne Grenzen fordert von den Behörden "umgehend ausreichende Hilfe für die Menschen, bevor die Lage sich weiter zuspitzt". Jeden Tag kommen weitere Menschen an, die Versorgung könne damit nicht Schritt halten. Das betroffene Lager auf dem Gelände einer ehemaligen Schule sei für maximal 25.000 Menschen angelegt und habe bereits Ende Juli die Kapazitätsgrenze erreicht. "Es muss dringend etwas gegen die Überfüllung des Lagers getan werden", sagte Lorenz.

Am Donnerstag eröffnete Ärzte ohne Grenzen laut eigenen Angaben ein Ernährungszentrum für schwer mangelernährte Kinder unter fünf Jahren mit 30 Betten. Außerdem wurde eine kinderärztliche Versorgung für Patienten unter 15 Jahren eingerichtet, die an Malaria oder anderen Krankheiten leiden. Viele davon treten als Folgeerscheinungen der Mangelernährung auf.

2,5 Millionen Menschen auf der Flucht

Ärzte ohne Grenzen leistet seit Mai 2014 medizinische und humanitäre Hilfe in Borno. Im Norden Nigerias ist die Terrormiliz Boko Haram aktiv, dazu entwurzeln Kämpfe zwischen Hirten und Bauern um Agrar- und Weideland die Menschen. Insgesamt sind laut Angaben von NGOs bereits mehr als 2,5 Millionen Menschen vor der Gewalt geflohen. Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. (APA, 17.8.2018)