Der "menschliche" Wladimir Putin beim Signieren des Hochzeitsautos von Außenministerin Karin Kneissl.

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"Das war eine gute Reise, eine sehr herzliche", bewertete Russlands Präsident Wladimir Putin selbst seinen Abstecher zur Hochzeit von Österreichs Außenministerin Karin Kneissl vor einem bilateralen Treffen mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel.

Die Visite in der Steiermark habe rein privaten Charakter gehabt, fügte der Kremlchef hinzu, der als Hochzeitsgeschenk nicht nur ein Landschaftsbild, eine alte Ölpresse und einen Samowar, sondern auch einen Kosakenchor mitbrachte.

"Ein ganz normales Land"

Auch in Moskau selbst wurde die Visite sehr positiv aufgenommen: Der Hochzeitsbesuch zeige, dass er "als sehr menschlicher Politiker aufgenommen wird, mit dem es angenehm ist, sich zu unterhalten. Die Visite wirkt in solch einer ungewöhnlichen Situation sehr gelungen und seine menschlichen Eigenschaften sind gefragt", sagte der Vizechef des Außenausschusses im Föderationsrat Wladimir Dschabarow.

Dass Putin als Privatperson dorthin gefahren sei, zeige nur, dass "Russland ein ganz normales Land ist", fügte der russische Senator hinzu. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies zugleich Kritik an der Hochzeitsteilnahme Putins, die besonders laut aus der Ukraine kam, zurück.

Exkulsive Bilder aus Moskau

In den russischen Medien wird die Doppelvisite in Österreich und Deutschland relativ breit behandelt. In den Kommentaren wird das Wochenende überwiegend als russischer Erfolg bewertet. Russische Medien waren auch die ersten, die exklusive Bilder von der Hochzeit zeigten – darunter eine Aufnahme der Rede Putins und jenes Tanzes zwischen Kneissls mit dem Kreml-Chef, an dessen Ende Österreichs Außenministerin vor dem russischen Präsidenten in die Knie geht.

Video des russischen Staatsfernsehen "Russia Today", in dem Kneissl und Putin tanzen, sie vor ihm kniet und Putin eine Rede hält.
RT

Zugang hatten offenbar Journalisten der "Nationalen Mediengruppe", die dem Putin-Vertrauten und Bankier Juri Kowaltschuk zugeordnet wird – anders, als viele österreichische Medienvertreter, die nicht zugelassen waren. (André Ballin aus Moskau, 19.8.2018)

Weitere internationale Pressestimmen zu Putins Besuch bei der Hochzeit von Karin Kneissl:

Süddeutsche Zeitung (München): "Doch egal was Putin sonst noch mitbringt zum Hochzeitsfest, sein Hauptgeschenk dürfte aus dem Fundus der Danaer stammen. Denn seit seiner Zusage wird nicht mehr über Liebesglück, sondern allein über die Implikationen dieser Einladung gesprochen, und die werden ziemlich durchgängig als "Flurschaden" bewertet. Die parteilose, aber von der moskautreuen FPÖ nominierte Außenministerin schüre das Misstrauen, dass Österreich zum trojanischen Pferd Russlands in der EU werden könnte, heißt es da. Selbst in der ÖVP rümpft man die Nase, und von den Grünen kommen Rücktrittsforderungen.

Während Putins Kalkül aufgeht, muss sich Kneissl unter dem Geläut der Hochzeitsglocken fragen lassen, ob sie aus Geltungssucht oder politischer Naivität gehandelt hat. Vielleicht gilt für diese Einladung auch einfach nur das, was sie kurz nach ihrer Amtsübernahme im vorigen Dezember bekannte: "Es ist nicht so, dass ich mir jeden Satz dreimal überlege, bevor ich ihn ausspreche. Damit würde ich nicht weit kommen."

Komsomolskaja Prawda (Moskau): "Schwer zu sagen, was Donald Trump, Teresa May und Angela Merkel dachten, als sie Putin auf der Hochzeit in Österreich tanzen sahen, aber auf jeden Fall muss ihnen etwas über die missglückte Isolation in den Kopf gekommen sein. Der russische Präsident fuhr nach Berlin zur Kanzlerin, doch auf dem Weg machte er einen Abstecher zur österreichischen Außenministerin Karin Kneissl, womit er einmal mehr seine Fähigkeit zu starken Zügen unter Beweis stellte."

FAZ (Frankfurt): "Es ist der Versuch, Nähe herzustellen, eine Nähe, die Putin wohlgesinnt stimmen soll. Kneissl sorgt sich um die österreichische Wirtschaft. Die sei von den russischen Gegensanktionen stärker betroffen als die Wirtschaft anderer EU-Länder. In der Landwirtschaft sei es zu massiven Einbußen gekommen. Kneissls Pläne zielen darauf, diese Verluste möglichst schnell aufzufangen."