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In Venezuela haben viele dicke Packen Geld – viel Wert ist es aber nicht.

Foto: AP/Ariana Cubillos

Caracas – In dem von Krisen schwer gebeutelten Venezuela stehen wieder besonders unruhige Tage bevor. Drei wichtige Oppositionsparteien rufen ab Dienstag zum Streik. Initiatoren sind die Parteien Primero Justicia (PJ) des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Henrique Capriles, Voluntad Popular, deren Vorsitzender Leopoldo López unter Hausarrest steht, und Causa R des früheren Gewerkschaftsführers Andrés Velásquez.

Dass es bei einem Tag nicht bleiben wird, machen sie schon im Vorfeld klar. Es sei der "erste Tag des Protests und der Arbeitsniederlegung gegen Maduro, die Hyperinflation und den Hunger". Anlass dafür ist, dass Venezuela am Montag eine einschneidende "Geldumstellung" bevorsteht. Im Kampf gegen die Inflation werden fünf Nullen der Landeswährung, des Bolivars, gestrichen. Der sozialistische Präsident Nicolás Maduro will gegen die Hyperinflation und die schwere Wirtschaftskrise mit umfassenden Reformen antreten, die faktisch eine Abwertung des Bolivar um 96 Prozent nach sich ziehen.

Neue Scheine

Im Zuge der Währungsreform werden auch neue Geldscheine gedruckt. Der "Bolívar soberano" soll an die neue Kryptowährung Petro gekoppelt sein und parallel zum "Bolívar fuerte" existieren. "Ich will, dass sich das Land wieder erholt, und ich habe das Rezept dafür. Vertraut mir", sagte der ehemalige Busfahrer und Gewerkschafter im staatlichen Fernsehen. Seine Prognose: Die Wirtschaft werde sich innerhalb von zwei Jahren normalisieren.

Neben der Währungsreform soll der Mindestlohn um rund 3000 Prozent angehoben werden. Auch die Steuern für Unternehmen sollen steigen. Außerdem soll nach dem Willen Maduros bald Schluss mit billigem Benzin sein. Kraftstoffe sollen zu internationalen Preisen verkauft werden. Wegen des Festhaltens an früheren milliardenschweren Subventionen ist Benzin in Venezuela noch immer billiger als Wasser.

Unterstützung für Benzinkauf

Empfänger von Sozialhilfen und den öffentlichen Verkehr will Maduro beim Benzinkauf finanziell unterstützen. Dass das Unterfangen zur Erholung der Wirtschaft die Lage verbessern wird, daran herrscht schon im Vorfeld Zweifel. Volkswirte erklärten in ersten Reaktionen, die Änderungen – Details davon blieb Maduro noch schuldig – würden die Einkommen der Bürger nur noch weiter sinken lassen. Zudem würden die Unternehmen mit steigenden Mindesteinkommen und Steuern noch weiter in die Knie gehen.

Dabei ist die Lage ohnehin prekär. Venezuela steckt in einer tiefen Rezession. Der Rückgang der Ölpreise hat die Einnahmen des Staates einbrechen lassen. Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge schrumpfte die Wirtschaft des Landes 2017 um zwölf Prozent. Für dieses Jahr sagt der IWF eine Inflation von einer Million Prozent voraus.

Vielfach beträgt das Einkommen der Bürger nur wenige Dollar pro Monat. Hunderttausende von Venezolanern haben das Land angesichts der sich seit Jahren zuspitzenden Krise bereits verlassen. Die Opposition wirft Maduro den Aufbau einer Diktatur, Misswirtschaft und Korruption vor. Maduro hingegen sieht sich als Opfer eines von den USA angeführten Wirtschaftskriegs gegen sein Land. (APA, red, 19.8.2018)