Nach der Hochzeitsfeier in Österreich flog der russische Präsident Wladimir Putin nach Deutschland weiter, wo er sich im brandenburgischen Schloss Meseberg mit Kanzlerin Angela Merkel traf.

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Einen so privaten Anlass und so prachtvollen Rahmen wie in Österreich bekam der russische Präsident Wladimir Putin in Deutschland nicht geboten. Doch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ es auch etwas lockerer angehen und bat ihren Gast nicht in Berlin ins Kanzleramt, sondern empfing ihn im brandenburgischen Schloss Meseberg, wo Putin am Samstag von Österreich aus hingereist und mit einer halben Stunde Verspätung angekommen war.

Zwar hatten sich Putin und Merkel in den vergangenen Jahren immer wieder getroffen – zuletzt im Mai in Sotschi am Schwarzen Meer. Doch das Treffen am Samstagabend nach der Sause in Österreich war das erste bilaterale seit dem Jahr 2013 und wurde in Berlin als Zeichen leichter Entspannung gesehen.

Zusammenarbeit mit Moskau unerlässlich

Hoch wollte Merkel die Latte aber nicht legen, sie hatte vor dem Treffen erklärt, es seien "keine speziellen Ergebnisse zu erwarten". Vielmehr gehe es darum, "den Gesprächsfaden von Sotschi wieder aufzunehmen".

Doch mahnende Worte sparte sie nicht aus und erklärte, angesichts der "sehr ernsten Konflikte weltweit" sei die Zusammenarbeit mit Russland unerlässlich: "Wir haben Verantwortung – Deutschland, aber vor allem auch Russland, denn Russland ist ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Deshalb sollten wir daran arbeiten, Lösungen zu finden."

Europa soll helfen

Die beiden sprachen über die Dauerbrenner Syrien und die Ostukraine. Putin rief Europa auf, beim Wiederaufbau im nahöstlichen Bürgerkriegsland zu helfen: "Es ist wichtig, die humanitäre Komponente des syrischen Konflikts auszuweiten, vor allem humanitäre Hilfe für das syrische Volk." Man müsse den Regionen helfen, in die Flüchtlinge aus dem Ausland heimkehren könnten. Dabei gehe es nicht nur um Rückkehrer aus Europa, sondern auch um Millionen Flüchtlinge aus den Nachbarländern Jordanien, Libanon und der Türkei. "Potenziell eine große Last für Europa", so Putin.

Der Kreml gab nach dem Treffen bekannt, dass Deutschland, Russland, Frankreich und die Türkei in einem neuen Viererformat an der Stabilisierung Syriens arbeiten wollen. Zunächst sind Gespräche auf Expertenebene geplant, später könnte es zu einem Gipfeltreffen kommen.

Zum Thema Ostukraine hatte Merkel angekündigt, dass sie mit Putin über eine Stationierung von Uno-Blauhelmen zur Überwachung eines Waffenstillstands sprechen wolle. Sie hofft auf Bewegung im festgefahrenen Konflikt zwischen prorussischen Separatisten und Regierungstruppen. Auch die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2 war Thema. Während Merkel betonte, ein Teil des Energietransits solle weiterhin über die Ukraine laufen, meinte Putin: "Nord Stream 2 ist ein ausschließlich wirtschaftliches Projekt." (Birgit Baumann aus Berlin, 19.8.2018)