Das muss man erst einmal schaffen: auf den größten Ölvorräten der Welt sitzen und nicht wissen, wie der Fortbestand des Landes garantiert werden kann. Es klingt absurd, aber Venezuela, das seit vielen Jahren von Misswirtschaft, Gewalt und Korruption gebeutelt wird, hat viel zu viel Geld und gleichzeitig viel zu wenig.

Gegen das viel zu viele Geld, nämlich die absurd hohen Beträge auf den Banknoten, geht die Regierung jetzt mit einer Währungsreform vor: Fünf Nullen werden gestrichen. Das ändert nichts daran, dass all jene weiter bestraft werden, die nachmittags statt frühmorgens einkaufen. Tomaten, Milch und Wasser kosten wegen der galoppierenden Inflation dann meist schon wieder mehr. Das sorgt zu Recht für Ärger in der Bevölkerung. Auf eine Million Prozent könnte sich die Teuerung in Venezuela heuer beschleunigen, prognostiziert der Internationale Währungsfonds.

Andererseits fehlt Geld an allen Ecken und Enden. Lehrer wollen bezahlt werden, Beamte ebenso, in den Krankenhäusern sind die Medikamentenschränke leer. Nur Polizei und Militär wurden mittels Zulagen bisher noch halbwegs bei Laune gehalten. Auch das kostet. Wie viel die angekündigte Anhebung des Benzinpreises wert ist, wird sich zeigen, wenn es zu ersten Tankstellenblockaden kommt. Mit Treibstoff, der billiger ist als Wasser, haben sich schon Vorgänger von Nicolás Maduro im Präsidentenamt das Wohlwollen der Bevölkerung erkauft. (Günther Strobl, 20.8.2018)