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Mesale Tolu nach ihrer Entlassung in den Hausarrest im Dezember. Nun darf die deutsche Journalistin auch die Türkei insgesamt verlassen.

Foto: AP / Lefteris Pitarakis

Istanbul – Die wegen Terrorvorwürfen in der Türkei angeklagte deutsche Journalistin Mesale Tolu darf die Türkei verlassen. Ein Gericht habe die Ausreisesperre aufgehoben, teilte der Solidaritätskreis "Freiheit für Mesale Tolu" in der Nacht auf Montag mit. Die 33-Jährige werde das Land voraussichtlich am 26. August verlassen.

"Die Meldungen über die Aufhebung meiner Ausreisesperre sind richtig. Ich bedanke mich bei meinem Unterstützerkreis und bei allen, die mit mir mitgefühlt und an meiner Seite sich für meine Freiheit eingesetzt haben", schrieb Tolu auf Twitter. Zugleich erinnerte sie daran, dass das Verfahren gegen sie damit aber nicht beendet ist. Der Prozess gehe am 16. Oktober weiter.

Die türkische Justiz wirft Tolu die Mitgliedschaft in einer Terrororganistation und Terrorpropaganda vor. Es geht dabei um ihre angebliche Nähe zu der linksextremen Gruppe MLKP. Tolu weist das ebenso zurück wie ihr mitangeklagter Ehemann Suat Çorlu, der weiter in der Türkei bleiben muss.

Lange in Untersuchungshaft

Noch Ende April hatte das Istanbuler Gericht bei der Fortsetzung des Prozesses gegen Tolu entschieden, die Ausreisesperre gegen sie aufrechtzuerhalten. Auf die ihr zur Last gelegten Verbrechen stehen in der Türkei bis zu 20 Jahre Haft. Tolus Sohn sollte das Land jedoch verlassen dürfen.

In relativer Freiheit war Tolu seit dem 18. Dezember. Damals hatte sie ein Gericht aus der Haft entlassen, aber mit einer Ausreisesperre belegt. Zuvor war sie mehr als sieben Monate in Istanbul in Untersuchungshaft gesessen.

Die Entscheidung des Gerichts kommt inmitten einer Serie von Annäherungsversuchen der Türkei an Europa und speziell Deutschland – und einer Verschlechterung der türkischen Beziehungen zu den USA. Mit Washington hat Ankara sich wegen des in der Türkei festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson schwer überworfen. US-Präsident Donald Trump hat Sanktionen und Strafzölle verhängt, um Brunson freizubekommen, die Türkei erwiderte die Sanktionen. Das befeuerte eine Währungskrise, die Landeswährung Lira brach auf historische Tiefstände ein. (red, APA, 20.8.2018)