"Fallout 76" wird nicht auf Steam zu holen sein.

Bild: Bethesda / Fallout 76

Jedes Jahr erscheinen tausende neue Spiele auf Steam. Schätzungen zufolge werden 60 bis 70 Prozent aller Download-Games für PC über Valves marktführende Plattform verkauft. Und dennoch ist der Ausblick für die Betreiber rund um Branchenikone Gabe Newell nicht nur rosig. Denn während Kleinhersteller und Indie-Entwickler das Sortiment regelrecht überschwemmen und darum buhlen, im Store angepriesen zu werden, ziehen sich die größten Herausgeber zunehmend aus Steam zurück und setzen mehr denn je auf den Eigenvertrieb.

Nach Electronic Arts, Blizzard, Microsoft und Epic Games haben sich dieses Jahr auch Activision und Bethesda dazu entschlossen, ihre neuesten Blockbuster zumindest vorerst nicht auf Steam zu veröffentlichen.

Abschied vom Monopol

Die Beweggründe sind klar: Einerseits sparen sich die Hersteller damit die von Valve erhobene Lizenzgebühr von kolportiert 30 Prozent. Zum anderen binden Herausgeber ihre Kunden damit noch stärker an ihre eigenen Vertriebsplattformen. Wer den kommenden Ego-Shooter Call of Duty: Black Ops 4 am PC spielen möchte, kann ihn entweder im Laden erwerben oder bei Activision-Blizzards Battle.net herunterladen. Und Fans von Fallout werden den im Herbst erscheinenden Multiplayer-Ableger Fallout 76 nicht bei Steam downloaden können – angeblich, damit Bethesda näher am Kunden sein kann.

Bei den Hitserien Fifa und Battlefield geht EA bereits seit einigen Jahren so vor, und World of Warcraft, Overwatch und Diablo hält Blizzard in fester Hand. Microsoft verkauft die Download-Fassungen von Eigenproduktionen wie Gears of War 5 oder Forza sowieso nur im hauseigenen Store. Und ja: Fortnite, das aktuell erfolgreichste aller Games, ist bei Steam auch nicht zu finden.

Nicht mehr der Mittelpunkt?

Damit steht der digitale PC-Spielemarkt nach den Jahren, in denen man auf eine mehr oder minder starke Monopolisierung des Vertriebs zusteuerte, vor einer zunehmend deutlicheren Fragmentierung. Mit jedem Blockbuster, der zum Markstart nicht auf Steam erscheint, wird das Bewusstsein bei Konsumenten geschärft, dass Valves Plattform nicht mehr der Mittelpunkt ihres Hobbys ist. Was weitere Hersteller dann wiederum darin bekräftigt, ihre Neuerscheinungen selbst zu vertreiben.

Ob diese Entwicklung dazu führen wird, dass irgendwann jeder große Hersteller seine eigene Vertriebsplattform betreibt, wie aktuell die Seite Gamepressure kommentiert, ist fraglich. Gespannt darf man jedenfalls aber sein, wie sich das langfristig auf Steams riesige Community auswirken wird. 2017 zählte die Plattform 67 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Bei den täglichen Userzahlen gab es in den vergangenen Monaten einen Abwärtstrend. Gleichzeitig könnte die zunehmende Fragmentierung dazu führen, dass Plattformbetreiber wie Steam oder Microsoft Store stärker in Wettbewerb miteinander treten und ihre Konditionen für Spielhersteller verbessern. Und Steam könnte ähnlich wie Netflix oder Amazon bei Filmen immer mehr zu einer Zweitverwertungsplattform für Herausgeber werden. (zw, 20.8.2018)