Von einem Schauspielerkollegen beschuldigt: Asia Argento hat sich mit 380.000 Dollar freigekauft.

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New York – Bei der feierlichen Abschlussgala von Cannes im Mai hatte Asia Argento mit ihrer kämpferischen Rede den Saal noch in Schreckstarre versetzt. Sie sprach von ihrer Vergewaltigung durch Harvey Weinstein und davon, dass dieser auch Festivals als "Jagdzone" verwendet hätte. Auch säßen Männer im Saal, so die Schauspielerin damals, die noch nicht zur Rechenschaft gezogen worden seien.

Jetzt wurde eine außergerichtliche Einigung publik, die Argentos Image als MeToo-Vorkämpferin beträchtlich schaden dürfte. Nach einem Bericht der "New York Times" von Sonntag habe sie nach dem Aufkommen der Weinstein-Affäre einem von ihr sexuell angegriffenen Mann Entschädigung bezahlt. Der Schauspieler und Rockmusiker Jimmy Bennett erhielt 380.000 Dollar (333.000 Euro). Die Zeitung beruft sich auf ihr vorliegende Unterlagen, die ihr in einer verschlüsselten Mail zugespielt wurden. Den Dokumenten zufolge kam der Deal zwischen Argento und Bennett im April zustande. Drei mit dem Fall vertraute Personen bestätigten der "New York Times" die Echtheit der Unterlagen.

Der sexuelle Übergriff soll 2013 in einem Luxushotel in Los Angeles erfolgt sein. Argento und Bennett kennen sich seit dem Film "The Heart is Deceitful Above All Things" von 2004 gut. Der damals Siebenjährige verkörperte darin den Sohn einer drogensüchtigen Mutter (Argento). Bei ihrem Wiedersehen war Bennett erst seit zwei Monaten 17 Jahre alt – das gesetzliche Mindestalter für einvernehmlichen Sex liegt in Kalifornien bei 18 Jahren. Argento soll ihm im Hotelzimmer Alkohol verabreicht haben, zuerst Oralsex, dann Geschlechtsverkehr mit ihm gehabt haben. Auf der Fahrt nach Hause habe sich Bennett "extrem verwirrt, beschämt und angeekelt" gefühlt. Dennoch suchte er später wieder Kontakt zu Argento.

Argentos Anwältin Carrie Goldberg sagte, man hätte Bennett, dessen Karriere nach 2013 zunehmend ins Stocken kam, mit dem Geld "helfen" wollen. Für Bennetts Anwälte war der Vorfall in dem Hotel eine "sexuelle Nötigung", durch das der einstige Kinderdarsteller traumatisiert wurde.

Argento war eine der ersten Frauen, die den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein der Vergewaltigung beschuldigten – sie war eine der 13 Frauen, die in Ronan Farrows Text über Weinstein im "New Yorker" über ihre Erfahrungen sprachen. Dass sich Argento als Opfer präsentierte, empfand wiederum Bennett als unerträglich – er entschied sich dazu, 3,5 Millionen Dollar Schadenersatz zu fordern. Die Schauspielerin war bisher zu keiner Stellungnahme bereit. (kam, 20.8.2018)