Die Wirtschaftskammer rüstet gegen Cyberattacken auf.

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Die Wirtschaftskammer rüstet gegen Cyber-Attacken auf. Unterstützung kommt dabei vom Innenministerium. Das berichteten die zuständige Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) und die Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Doris Hummer, in einer gemeinsam Pressekonferenz am Montag in Linz.

EU-Cybersec-Paket

Edtstadler will im EU-Ratsvorsitz Österreichs ein EU-Cybersecurity-Paket bis Jahresende abschließen. Sie und Hummer verwiesen darauf, dass es bei Cyberattacken ein rasantes Wachstum gebe. Laut polizeilicher Kriminalstatistik ist die Zahl von angezeigten Cybercrime-Fällen von österreichweit 753 im Jahr 2004 auf 16.804 im vergangenen Jahr gestiegen. Die tatsächliche Zahl dürfte aber noch viel höher sein. Inklusive Dunkelziffer ist die Rede von 25.000 Cybercrime-Attacken pro Tag. Längst seien nicht nur Banken, Versicherungen und große Unternehmen im Visier der Hacker. Auch Klein- und Mittelbetriebe (KMU) seien inzwischen Angriffsziel. Diese seien aber nicht immer darauf vorbereitet. Als Beispiel wurden Gastronomiebetriebe genannt, bei denen die Angreifer beispielsweise das Reservierungssystem oder die Schank-Anlage und damit den gesamten Betrieb lahmlegen und nur gegen Bezahlung Lösegeld wieder freigeben wollen.

Europa, das schütze

Während des EU-Ratsvorsitzes Österreichs soll ein Europa vermittelt werden, das schütze, stellte Edtstadler fest. Es gelte, das Vertrauen in digitale Produkte zu stärken und den digitalen Binnenmarkt zu vollenden. Dafür sei ein Mix an Maßnahmen notwendig, wie etwa die digitalen Fähigkeiten von jungen Leuten und Berufstätigen zu verbessern. Das sollte auch die Abhängigkeit von Sicherheitsprodukten aus Nicht-EU-Ländern verringern. Auch brauche es eine bessere grenzüberschreitende Kooperation und eine genaue Definition, was überhaupt ein Cyberverbrechen sei – als Grundlage für die internationale Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden. Ein weiteres Ziel sei es, einheitliche EU-Standards für die Sicherheits-Zertifizierung anstelle von in jedem Mitgliedsland unterschiedlichen zu entwickeln. Das würde auch den Unternehmen beim Sparen helfen – sie müssten nicht in jedem Land wieder einen Zertifizierungsprozess durchlaufen.

Bewusstsein steigern

Hummer, deren Unternehmen selbst schon Ziel einer Attacke war, will bei den Unternehmen das Bewusstsein für die Gefahren der Cyber-Kriminalität stärken. Für diese wurde unter anderem eine österreichweite Cyber-Security-Hotline eingerichtet, die von allen neun Länderkammern und der Wirtschaftskammer Österreich getragen wird. Sie bietet kostenlos eine Erstinformation und eine Notfallhilfe im Fall einer Cyberattacke. Bei komplexeren Fragestellungen und für eine weitergehende Hilfestellung gibt es einen Bereitschaftsdienst mit Experten von 26 hochspezialisierten IT-Unternehmen. Auch mit diesen ist das Erstgespräch kostenlos. Zwar haben zuletzt nur 16 Mitgliedsbetriebe in Oberösterreich bei der Hotline Hilfe gesucht, aber Hummer sieht diese so wie Rettung und Feuerwehr: "Es ist gut, sie zu haben und noch besser, sie nicht zu brauchen." (APA, 20.08.2018)